Kein Platz war mehr frei am 10.April in der Buchhandlung Buch-Tipp im Bielefelder Westen. Der Grund: Wir hatten Besuch aus Münster. Hiltrud Herbst hatte viel Interessantes zu berichten über den Kalender „Fliegende Wörter“, den sie seit 20 Jahren zusammen mit Andrea Grewe und Doris Mendlewitsch herausgibt. Doch es sind nicht nur drei Frauen, die den Inhalt des Kalenders verantworten, sondern von Anfang an sind auch die drei Frauen vom Grafik-Büro co/zwo design dabei. Sie sorgen dafür, dass jedes Gedicht seine ganz individuelle und passende äußere Gestalt erhält. Das Ergebnis ist ein Kalender, der nicht nur durch eine Vielfalt an Texten inspiriert, sondern auch sehr attraktive Postkarten bereithält, noch dem Motto: Gedichte zum Verschreiben und Verbleiben.
Wie aber findet frau Jahr für Jahr für jede Woche des Jahres passende Gedichte? Nach welchen Kriterien wählen die Herausgeberinnen aus? Einen roten Faden bietet der Verlauf des Jahres, mit Jahreszeiten, Feier- und Gedenktagen. So ergibt sich ein Gerüst, das u.a. durch interessante Fundstücke und eigene Lieblingsgedichte ergänzt werden kann. Und wo lassen sich all diese Gedichte finden? Ist es schwierig, immer wieder aufs Neue einen Wochen-Kalender zu füllen? Durch die praktische Arbeit scheinen sich permanent neue Quellen aufzutun. Menschen aus dem Umfeld geben Tipps und eine gut bestückte Uni-Bibliothek ist auch nicht von Nachteil. Die Herausgeberinnen beherrschen zudem mehrere Sprachen, was den Suchradius erheblich erweitert. Im Kalender finden sich natürlich bekannte Namen, aber auch immer wieder weniger bekannte. Oder es werden Gedichte von Autorinnen und Autoren präsentiert, die nicht so sehr als Lyriker bekannt sind; im Kalender von 2014 ist z.B. Franz Kafka vertreten.
Ist es jemals vorgekommen, dass ein Gedicht zweimal veröffentlicht wurde? Die Herausgeberinnen führen Listen, um genau das zu vermeiden. Und dennoch hat es einmal eine „Rühmkorf-Doublette“ gegeben. Ist das aufgefallen? Zumindest einer treuen Kalender-Käuferin, die prompt an die Herausgeberinnen schrieb. Und wie arbeiten die drei Herausgeberinnen zusammen? Über Gedichte, die in den Kalender aufgenommen werden, muss Einigkeit bestehen, erfahren wir. Das ist vielleicht im Einzelfall nicht immer ganz einfach, aber es gibt auch Situationen – so wird uns berichtet –, wo dieses Prinzip durchaus von Vorteil ist.
Und was wünschen wir Hiltrud für die nächsten Jahre? Möge recht bald ein Gedicht von Eva Strittmatter seinen Weg in den Kalender finden!.

- Fliegende Wörter: ein Abend mit Hiltrud Herbst
- Bielefeld / OWL: Sommerfest 2014