Besuch aus Utrecht haben wir BücherFrauen in Bielefeld / OWL schon seit vielen Jahren. Regelmäßig ist nämlich Doris Hermanns bei uns zu Gast und weiß über Themen wie den Handel mit antiquarischen Büchern zu berichten, über den Buchhandel in den Niederlanden. Oder auch darüber, wie frau eine Biografie schreibt.
„Zeit für einen Gegenbesuch“ meinten wir deshalb und begannen im Frühjahr eifrig Reisepläne zu schmieden. Am 5. Juli war es dann endlich so weit: Zu fünft machten wir uns auf den Weg nach Utrecht. Einen Stadtrundgang hatte Doris uns versprochen, auf dem weder Frauen noch Bücher zu kurz kommen sollten. Und so begegneten wir u.a. einer Burgstürmerin, die im 16. Jahrhundert dazu beigetragen hatte, dass die Zitadelle Vredenburg geschleift wurde. Wir erfuhren etwas über eine eingemauerte Nonne, die in ihrer Klause in einer Kirche schriftstellerisch tätig war und deren Werke heute noch gedruckt werden. Wir kamen am ehemaligen Wohnhaus von Anna Maria van Schurmann vorbei, einer Universalgelehrten aus dem 17. Jahrhundert. Sie war eine der ersten Frauen, die eine Universität besuchten. An Vorlesungen konnte sie allerdings nur hinter einem Vorhang verborgen teilnehmen …
Aber auch Buchhandlungen – noch bestehende und ehemalige – standen auf dem Programm. Und natürlich durfte auch ein Besuch bei einer weltberühmten Utrechter Kinderbuchfigur nicht fehlen: Miffy (in den Niederlanden: Nijntje).
„Am Samstag spielen die Niederlande gegen Costa Rica“, hatte Doris noch gewarnt. „Seid aber mal froh, dass sie nicht gegen Deutschland spielen.“ An Fußball hatten wir bei den Reiseplanungen nun wirklich nicht gedacht. Warum auch? WM und BücherFrauen gehen für mich außerdem schon seit 2006 gut zusammen. 2006 und 2010 verfolgte ich während der Sommerakademie auf Sylt mit vielen der Teilnehmerinnen etliche Spiele. Und nun erlebten wir im Sommer 2014, wie sich eine Stadt buchstäblich orange färbt. Die einzige Lokalität ohne Fußballtrubel schien das Bistro eines Kinos zu sein. Und dort verbrachten wir einen angenehmen Abend. In unserem Hostel wurde natürlich Fußball geschaut – und so verpassten wir dann doch nicht das Ende des Spiels und den Sieg der Niederlande durch Elfmeterschießen.
Am Sonntag hieß es dann: Auf zur Grachtenrundfahrt. Was wir am Vortag von Land aus gesehen hatten, konnten wir nun erneut aus der Wasserperspektive betrachten. Und ich hörte: „Nun haben wir uns wohl endgültig in diese Stadt verliebt.“ Widerspruch … hörte ich keinen.