Schatzkiste #6 – Jahresthema 2024
Schatzkiste # 6: P wie Partnerschaften – Ziel 17
Die Mittel zur Umsetzung stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung neu beleben
Mit dem „Ziel Nr. 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ erreichen wir in unserer in unserer Mini-Serie das letzte der 5 Ps: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership.
Globale Partnerschaften und Investitionen: Der Schlüssel zur Rettung der Agenda 2030
„Wenn wir jetzt nicht handeln, wird die Agenda 2030 zum Epitaph für eine Welt, die hätte sein können.“ Mit diesen eindringlichen Worten appellierte António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, an die Weltgemeinschaft. Seine Warnung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), die vor fast einem Jahrzehnt im Rahmen der Agenda 2030 festgelegt wurden, sind in Gefahr, wenn nicht dringend Maßnahmen ergriffen werden.
Eine erfolgreiche Agenda für nachhaltige Entwicklung erfordert Partnerschaften zwischen Regierungen, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft. Diese Partnerschaften, die auf gemeinsamen Prinzipien, Werten und Zielen basieren und Menschen sowie den Planeten in den Mittelpunkt stellen, sind auf allen Ebenen – global, regional, national und lokal – unverzichtbar. Nur durch enge Zusammenarbeit und gezielte Investitionen können wir eine nachhaltige und gerechte Zukunft für alle gestalten.
Die Notwendigkeit von Investitionen
Um die wichtigen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, brauchen wir dringend Milliarden Dollar aus privaten Geldern. Diese müssen gezielt eingesetzt werden, besonders in Entwicklungsländern. Dort sind langfristige Investitionen nötig, zum Beispiel in nachhaltige Energie, Infrastruktur, Verkehr und moderne Technologien.
Der öffentliche Sektor, also der Staat, spielt eine entscheidende Rolle. Er muss klare Regeln und Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehören gute Überwachungs- und Kontrollsysteme sowie kluge Vorschriften und Anreize, um Investitionen anzulocken und die nachhaltige Entwicklung zu fördern. Auch die nationalen Aufsichtsbehörden und die Kontrollfunktionen der Parlamente sollten gestärkt werden, um sicherzustellen, dass diese Investitionen wirklich zu nachhaltigem Fortschritt führen.
Die Rolle des UN-Gipfels
Auf dem letzten SDG-Gipfel im September präsentierte Guterres den Staats- und Regierungschef*innen der Welt einen jährlichen Rettungsplan in Höhe von 500 Milliarden US-Dollar zur Unterstützung der Ziele. Die Reaktionen waren gemischt. Wohlhabendere Länder wie Deutschland boten Listen von Verpflichtungen, Ambitionen und Einzelmaßnahmen an, während ärmere Mitgliedstaaten wie Äthiopien das geringe „Entwicklungsfinanzierungsaufkommen in Entwicklungsländer“ beklagten, das zur Umsetzung der Ziele erforderlich sei. Dennoch einigten sich alle auf eine politische Erklärung, in der sie gleichzeitig „ihre Verpflichtungen bekräftigten“ und sich selbst rügten – „die Erreichung der SDGs ist in Gefahr“.
Eine politische Neukonzeption ist entscheidend
Unsere Zukunft wird heute entschieden. Und diese Zukunft ist in Gefahr, wenn Länder – reiche und arme – weiterhin keinen Fortschritt bei der Beendigung der nicht nachhaltigen Ansätze zur Entwicklung und zum Wirtschaftswachstum erzielen. Eine politische Neukonzeption ist entscheidend, wenn die Hoffnung der Menschheit auf eine nachhaltige globale Zukunft gerettet werden soll. Vor fast einem Jahrzehnt wurde im Rahmen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen ein Plan vereinbart, der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) identifizierte. Mit der Erreichung ihrer 169 Zielvorgaben hätten die UN-Mitgliedstaaten den Übergang zur Nachhaltigkeit geschafft.
Unterziel 17.17 Förderung von Partnerschaften
Das Ziel 17.17 der Agenda 2030 der Vereinten Nationen betont die Förderung und Unterstützung effektiver öffentlicher, öffentlich-privater und zivilgesellschaftlicher Partnerschaften. Diese Partnerschaften sollen auf den Erfahrungen und Ressourcenstrategien bestehender Kooperationen aufbauen.
Was sind öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP früher PPP)?
Eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) ist ein Vertrag zwischen einer Regierung und einem privaten Unternehmen. Das private Unternehmen finanziert, baut und betreibt einen Teil einer Dienstleistung, die traditionell von der Regierung erbracht wurde. Die Definitionen von ÖPPs variieren erheblich und spiegeln unterschiedliche institutionelle Rahmenbedingungen und konzeptionelle Verständnisse wider.
Vorteile und Herausforderungen von ÖPPs
ÖPPs werden typischerweise eingesetzt, um Infrastrukturprojekte zu realisieren, wenn öffentliche Haushalte eingeschränkt sind. Richtig gemanagt, können sie auch die Effizienz öffentlicher Dienstleistungen durch technisches Know-how des privaten Sektors verbessern. Es gibt jedoch auch Nachteile und versteckte oder unerwartete fiskalische und andere Kosten. Der Vergleich der Leistung von ÖPPs mit Alternativen wie der traditionellen öffentlichen Beschaffung wurde nicht immer korrekt durchgeführt. Daher sollte die Rolle der öffentlichen Finanzierung nicht unterschätzt werden.
Schlussfolgerung
Auch bei ÖPPs bleibt die öffentliche Finanzierung entscheidend. Von den gesamten Investitionen in Entwicklungsländern, die von der Weltbank als ÖPPs beschrieben werden, entfielen 67 Prozent auf öffentliche Schulden und Eigenkapital, während der Rest auf private Schulden und Eigenkapital entfiel. Diese Daten beziehen sich nur auf die Phase vor dem Betrieb der Projekte, danach kommen in der Regel Eventualverbindlichkeiten und andere Kosten hinzu, die die gesamten öffentlichen Kosten erheblich erhöhen.
Kooperationen der BücherFrauen
Der erste Leitsatz der BücherFrauen besagt: „BücherFrauen vernetzen Frauen aus allen Bereichen rund um Bücher und angrenzende Medien – regional, national und international.“ Dies beinhaltet den Austausch von Informationen über befreundete Netzwerke, Gruppen mit ähnlichen Interessen, Partnerorganisationen für Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die aktive Beteiligung an organisationsübergreifenden Strukturen und Institutionen.
Aktiv als Mitglied vertreten sind die BücherFrauen im Deutschen Frauenrat, im Deutschen Kulturrat und in der Deutschen Literaturkonferenz. Wir arbeiten mit dem VfLL, dem VdU und den JVM zusammen, viele BücherFrauen sind auch gleichzeitig in mehreren Vereinen Mitglied. BücherFrauen sind auch vertreten bei der FuturePublish, der Berliner Erklärung, Pro Quote, dem Journalistinnenbund, Equal Pay Day und dem Verband deutscher Schriftsteller in ver.di.
Es wäre schön zu hören, wenn wir etwas vergessen haben, wenn ihr in weiteren Organisationen seid, die uns verbinden, oder wenn ihr euch Kooperationen wünscht. Schickt gern eine Mail an den Vorstand. Auch auf unserer Webseite findet ihr die Kooperationen.
Fazit
SDG 17, das letzte der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, setzt den Fokus auf die Stärkung von Partnerschaften zur Verwirklichung der globalen Entwicklungsziele. Es betont die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft, um eine nachhaltige Entwicklung weltweit zu fördern. Jedoch ist die erfolgreiche Umsetzung dieses Ziels von entscheidender Bedeutung und hängt wesentlich von der Umsetzung der Ziele 1 bis 16 ab.
Literatur- & Medientipps
„Nachhaltigkeit beginnt im Kopf" von Maria Hoffacker, Haufe 2024
In „Nachhaltigkeit beginnt im Kopf“ verbindet Maria Hoffacker Nachhaltigkeitskonzepte mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, um transformative Veränderungen in Unternehmen zu ermöglichen.
Die vollständige Rezension findet ihr mit vielen anderen Büchern zum Jahresthema auf dem Padlet:
„Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit.“ Hg. von Olaf Zimmermann und Hubert Weiger, Vorwort Kulturstaatsministerin Claudia Roth 37 Expert*innen diskutieren die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030, Dt. Kulturrat 2023.
Ein Buch über Kultur und Nachhaltigkeit weckt Erwartungen: Vor allem der Untertitel „Wie der Kultur- und Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen können“, weist in Richtung Handlungsmöglichkeiten und Tipps zum Umsetzen. Doch dieses Buch will zunächst die Nachhaltigkeitsziele erläutern und anhand von Beispielen aus Deutschland und dem Ausland aufzeigen, was sie bedeuten. In den 17 Kapiteln werden die eher abstrakt formulierten SDGs konkretisiert, zum Teil wird auch Bezug auf die Kulturbranche genommen.
Dieses Buch ist wohl als Anregung zu verstehen, sich selbst Gedanken zu machen, auf welche Weise die geschilderten bestehenden Probleme in der eigenen Kulturarbeit aufgegriffen werden können. Den Bezug herzustellen zwischen der eigenen Arbeit, den eigenen Arbeitsbedingungen und den weltweit gesetzten Entwicklungszielen. Was kann ich als Einzelne tun? Inwiefern können mein Unternehmen, meine Organisation oder ich als Soloselbständige auf eines der Ziele einzahlen? Wie kann eines der Ziele konkret mit meiner Arbeit oder dem Unternehmen verbunden werden? Kreativität ist hier gefragt. Aber das ist ja eine der Kernkompetenzen in der Kultur- und Kreativbranche.
https://www.kulturrat.de/publikationen/ohne-kultur-keine-nachhaltigkeit/
„The Sustainable Development Goals Report Special edition.“ United Nations 2023
Der Bericht zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung 2023: Sonderausgabe ist der einzige offizielle UN-Bericht, der den globalen Fortschritt bei der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung überwacht. Der Bericht verwendet die neuesten verfügbaren Daten und Schätzungen und bietet eine umfassende Zwischenbilanz der Agenda 2030. Dabei werden nicht nur die Auswirkungen mehrerer Krisen auf das Leben und die Lebensgrundlagen der Menschen hervorgehoben, sondern auch Bereiche aufgezeigt, in denen eine Beschleunigung notwendig ist. Dieser jährliche SDG-Bericht wird von der UN DESA in Zusammenarbeit mit dem gesamten UN-Statistiksystem erstellt, das aus mehr als 50 internationalen und regionalen Agenturen besteht und auf Daten aus über 200 Ländern und Gebieten basiert.
Link zur UN-Publikation "The Sustainable Development Goals Report"
„Agenda 2030 | 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“
Deutschland, zweitgrößter Geber bei der Entwicklungsfinanzierung, erreichte 2020 und 2021 das Ziel, 0,7 % des Bruttonationaleinkommens dafür bereitzustellen. Es unterstützt rund 30 Länder in der Fiskalpolitik, fördert globale Entwicklungspartnerschaften und erhöhte Importe aus den ärmsten Ländern auf 10,4 Milliarden Euro (2019). Das BMZ stärkt lokale Nachhaltigkeitsstrategien und Klimapartnerschaften in über 170 deutschen Städten und Kommunen, die sich zur Agenda 2030 bekennen.
Informationen zum deutschen Engagement gibt es auf der Website des BMZ.
„MAKE THE SDGS A REALITY“
Der jährliche Bericht bewertet den Fortschritt der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung anhand aktueller Daten und Schätzungen. Er zeigt sowohl Fortschritte, etwa bei der Reduzierung der Kindersterblichkeit und dem Zugang zu Energie, als auch Rückschläge. Kritische Bereiche wie Klimawandel, Frieden und Ungleichheiten werden als Hindernisse hervorgehoben, die beschleunigte Maßnahmen erfordern. Erstellt von UN DESA mit über 50 Partnerorganisationen, dient der Bericht als Ressource zur Entwicklung von Empfehlungen und Lösungen für die SDGs.
Am 27. Juni erscheint hierzu der "The Sustainable Development Goals Report 2024" der UN.
„Vernetzt. Ein Dossier des Kulturrats zu Frauennetzwerken“
Die erste Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts und der Kampf um das Frauenwahlrecht und den Zugang zu Bildung und Studium wären ohne Netzwerke mutiger Frauen undenkbar gewesen. Heute gibt es eine Vielzahl von Netzwerken für Künstlerinnen und Frauen aus dem Kultur- und Medienbereich, die regional oder bundesweit aktiv sind.
Das Dossier ist auf der Website des Kulturrats verfügbar.
„Diskurs Klimakrise – Kultur der Nachhaltigkeit“ Deutschlandfunk (DLF)
Um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen, bedarf es eines tiefgreifenden Kulturwandels hin zu einer Kultur der Nachhaltigkeit. Die Vereinten Nationen haben diesen Wandel in 17 Nachhaltigkeitszielen zusammengefasst, die seit 2015 als Agenda 2030 globale Handlungsmaßstäbe setzen.
Was die Umsetzung dieser Ziele für unsere Lebenskultur bedeutet und wie der Wandel zu einer nachhaltigen Kultur gestaltet werden kann, beleuchtete eine Podiumsdiskussion beim Green Culture Festival am 3. Juni 2024 in Potsdam. Expert*innen diskutierten, wo der kulturelle Wandel ansetzen muss, um die UN-Ziele zu erreichen.
Die Audiodatei ist hier erreichbar.
Zwei re:publica-Sessions zum Nachschauen:
„Publizistin Carolin Emcke ist mit ihrem Buch Was wahr ist auf Reisen und damit auf der Suche nach Wahrheit und einer neuen Ethik des Erzählens. Auf der re:publica Berlin trifft sie dafür Energieökonomin Claudia Kemfert. Sie sprechen über Gewalt und Wahrheit im Angesicht der Klimakatastrophe.“
Video der Session "Was wahr ist - Ein Gespräch zwischen Carolin Emcke und Claudia Kemfert"
„Hauptrolle Klimakrise, Nebenrolle Naturkrise? Mit Kriminalbiologe Mark Benecke und Journalistin Paula Lambert diskutiert Biodiversitäts-Expertin Magdalene Trapp über den Verlust der natürlichen Vielfalt. Wieso mehr Wissen, Vernetzung und Dialog notwendig sind und warum es trotzdem Hoffnung gibt.“
Video der Session "Tatort Naturkrise - das Netzwerk des Lebens"
Veranstaltungen
„Diskriminierungskritisch Sprechen und Schreiben: Warum, wie und ob gendern?“ – 19.06, 18–21 Uhr, Zoom, Anmeldung unter: rhein-neckar@buecherfrauen.de
„Mehr als nur Sternchen: Online-Workshop Gendern – mit praktischen Tipps und Übungen“ – 20.06., ab 19 Uhr, Zoom, Anmeldung unter: stuttgart@buecherfrauen.de
Möglichkeiten, sich bei den BücherFrauen überregional zu vernetzen und miteinander zu sprechen:
BücherFrauen Namensgruppe, 26.6., 19 Uhr, BF Zoomraum
BücherFrauen Jahrestagung, 28.6., 18 Uhr, BF Zoomraum
BücherFrauen Jahresthema, 15.7., Zeit wird bekannt gegeben, BF Zoomraum
Ausblick
Die nächste Schatzkiste dreht sich um Gender Gaps – falls ihr hierzu Anstöße oder Ideen habt, die ihr mit uns teilen möchtet, kommt zum nächsten Treffen am 15 Juli oder schreibt uns direkt an.
Liebe Grüße
Mischa Bach, Meiken Endruweit, Jara Fischer, Mona Jakob, Kristina Poncin, Hanna Schmandin, Sandra van Lente und Stefanie Weiß
Diese Schatzkiste wurde von Yvonne, Meiken und Mona geschrieben.
Bild: EU-Fortschritte bei den SDGs 2015/2016 bis 2020/2021. Grafik: Eurostat