Den Anfang machte die Verlegerin Sabine Dörlemann, die mit dem Dörlemann Verlag am Schweizer Gemeinschaftsstand zu finden war. Dieser Verlag, gegründet 2003, hatte einen Traumstart, da das Buch „Ein unbekannter Freund“ des vergessenen russischen Autors Iwan Bunins gleich ein großer Erfolg wurde. Womit wir schon bei den starken Frauen wären, die die Verlegerin begleitet haben – denn nur auf das Drängen von ihrer Freundin Swetlana Geier, der namhaften Übersetzerin aus dem Russischen, hatte sie sich entschlossen, dieses Buch herauszubringen, und Monika Schoeller, die verstorbene Verlegerin der S.Fischer-Verlage, wies gerne auf diesen kleinen Band hin. Daher riet Sabine Dörlemann den Teilnehmerinnen dringend zum Netzwerken. Und statt sich mit der Gründung eines neuen Verlags zu belasten, wo das Schaffen von Infrastruktur für Vertrieb u.ä. sehr zeitaufwändig ist, riet sie, lieber in einen eingeführten Verlag einzusteigen, der zu einem passt, und diesen dann fortzuführen.
Spannende Einblicke in die Buchherstellung gab es danach von Magdalena Mau von HarperCollins. Beim Mediapublishing-Studium kam sie über Umwege zur Herstellung, aber schnell war für sie klar, dass dieses so weite Feld ihr Traumberuf ist. Hat sie doch mit der Entscheidungsbefugnis über Papier, Schriften und anderen Ausstattungsmerkmalen buchstäblich mehr in der Hand, wie ein Buch am Ende aussieht und sich anfühlt. Einzigartig ist auch die Arbeit im Ecco Verlag, in dem ein rein weibliches Verlagsteam nur Bücher von Autorinnen herausbringt. Die Teamarbeit ist angenehm und sehr konstruktiv.
Luise Schitteck, Head of Publisher Relations & Content Acquisition bei Libreka, einer Vertriebsplattform für E-books, richtete unseren Blick auf die elektronischen Ausgaben mit völlig neuen Herausforderungen bei der Rechteverwertung und des Metadatenmanagements. Mit ihrer Ausbildung als Buchhändlerin und langjährigen Erfahrung bei Tolino hat sie das nötige Hintergrundwissen für ihren Bereich, denn auch hier gibt es weder eine konkrete Ausbildung noch eine geeignete Berufsbeschreibung. Luise Schitteck informierte uns ausführlich über die aktuell sehr hitzig geführte Debatte zwischen Bibliotheken und Verlagen, wie oft und wie lange eine einmal erworbene Lizenz verwendet werden darf.
Zurück zum klassischen Buch kehrten wir mit Julia Eisele, die sich 2016 an die Gründung eines eigenen Verlags wagte und stolz darauf ist, dass dieser von Anfang an schwarze Zahlen schrieb. Das Wagnis der Verlagsgründung hatte sich also gelohnt. Julia Eisele wollte vor allem einigen wenigen Büchern die gebührende Aufmerksamkeit zukommen lassen, was natürlich die Auswahl entsprechend schwierig und das Risiko sehr hoch macht. Umso mehr freut sie die Entdeckung von verborgenen Schätzen und sieht stets das Big Picture im Programm.
An jeder Station unseres Rundgangs stellten die Teilnehmerinnen kundige Fragen, die von den Führungsfrauen dankenswerterweise profund beantwortet wurden. So waren die eingeplanten zwei Stunden schnell vorbei. Die Organisatorinnen Katharina Schmidt und Barbara Neeb freuen sich nun schon wieder auf die neuen Führungsfrauen im nächsten Jahr.