Der BücherFrauen-Literaturpreis »Christine« 2025 wird erstmals an eine Übersetzung vergeben

Pressemitteilung der BücherFrauen

Der dritte Literaturpreis der BücherFrauen geht zum ersten Mal an eine Übersetzung. 

Ausgezeichnet wird der Roman Was Hortensia nicht mehr erzählen konnte der spanischen Autorin Dulce Chacón, 2024 in der Übersetzung von Friederike Hofert im Verlag w_orten & meer erschienen.

Dulce Chacón (1953 – 2003) kannte viele Jahre nur die Geschichte der Sieger*innen des Spanischen Bürgerkriegs, war aber überzeugt, dass es auch andere Geschichten geben müsse. Sie schrieb den 2011 von Benito Zambrano verfilmten Roman auf der Grundlage von Interviews mit Überlebenden aus Francos Gefängnissen und »wurde damit zur Vorkämpferin für die Rechte der Opfer der Franco-Diktatur. Ihre Erinnerungsarbeit trägt dazu bei, dass die Geschehnisse nicht vergessen werden und die Namen sowie der Widerstand der inhaftierten Frauen lebendig bleiben«, so die Jury.
Friederike Hofert übersetzt aus dem Englischen und Spanischen und forscht zum Zusammenhang von Macht und Literatur. Für ihre Übersetzung des Romans Was Hortensia nicht mehr erzählen konnte erhielt sie 2024 das Übersetzungsstipendium der Acción Cultural Española.
Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ist mit der Statuette »Christine« verbunden, benannt nach der Schriftstellerin und Philosophin Christine de Pizan (1363–1429). Die Preisverleihung findet am 15. November 2025 in Erfurt statt. Da die Autorin bereits verstorben ist, wird das Preisgeld zwischen der Übersetzerin und dem Verlag geteilt.

Aus der Jurybegründung: »Wir halten diesen Roman für literarisch besonders gelungen – durch seinen ganz eigenen Klang, der poetisch und eindringlich ist. Die Sprache ist einfach, sehr direkt, emotional und ergreifend, jedoch nie klischeehaft – manchmal auch humorvoll und drastisch, was wiederum die Schilderung der brutalen Geschehnisse bricht und das Lesen erträglich macht. 
Wir würdigen die hervorragende Übersetzungsleistung von Friederike Hofert. Sie hat kreative und glaubwürdige Lösungen für die vielen Dialoge und Redewendungen gefunden. Besonders erwähnenswert ist ihr Nachwort, in dem sie ihr Arbeitsweise erläutert und ihren Arbeitsprozess transparent macht.
Wir würdigen außerdem die Entscheidung des Verlags w_orten & meer, die früh verstorbene Autorin zu entdecken und dieses Werk in deutscher Sprache zugänglich zu machen. Der Roman ist empowernd und macht Mut, sich auch unter widrigen Bedingungen nicht anzupassen und Repressionen kreativ zu begegnen, sich für die eigenen Interessen einzusetzen und miteinander solidarisch zu sein.«

Der Jury gehören in diesem Jahr die Literaturvermittlerin Magda Birkmann, die Buchhändlerin und Supervisorin Christiane Goebel und die Verlegerin Kristine Listau an.