Hamburg: Rückschau auf den 21. BücherFrauen-LiteraturBrunch

Am 23. Februar 2025 war es wieder so weit: Die Hamburger BücherFrauen luden zum 21. LiteraturBrunch ins Alsterdorfer Kesselhaus und in die Kulturküche Alsterdorf. Das diesjährige Motto „Was wir uns vorstellen – fantastische Auswege“, die Namen der eingeladenen Autorinnen – Martina Hefter, Thea Mengeler und Zara Zerbe – und diverse Werbemaßnahmen sorgten dafür, dass die Tickets drei Wochen vor der Veranstaltung ausverkauft waren. 

Viele aus der treuen Anhängerschaft waren als Wahlhelfer*innen bei der Bundestagswahl tätig, sodass Plätze frei wurden für andere Besucher*innen, die vielfach zum ersten Mal zu einem LiteraturBrunch kamen.

Während das Kesselhaus die große Schar mit einem vegetarischen Büfett verwöhnte, informierte Maren Giering-Desler aus der Orga-Gruppe über die Aktivitäten und Ziele der BücherFrauen und stellte den weiteren Ablauf der Veranstaltung vor. Die gastgebenden BücherFrauen machten außerdem durch ein großes Banner, Folder, Postkarten und Giveaways auf sich aufmerksam.

Den Auftakt bei den Lesungen in der Kulturküche machte Zara Zerbe mit ihrem Debütroman Phytopia Plus (2024, Verbrecher Verlag, ausgezeichnet mit dem Phantastikpreis der Stadt Wetzlar). Er spielt um das Jahr 2040 in einem Hamburg, das durch Hitze, Stürme und Hochwasser in weiten Teilen unbewohnbar geworden ist. Hier ist die Drosera AG angesiedelt, die verspricht, menschliches Bewusstsein über den Tod hinaus in der DNA von Pflanzen speichern zu können. Zara Zerbe ließ die Zuhörer*innen teilhaben am Chor der Pflanzen, die das Geschehen kommentieren, und am Austausch zwischen der bei Drosera tätigen Aushilfsgärtnerin Aylin und ihrem Großvater, einem großen Pflanzenkenner und -liebhaber.

Thea Mengeler las aus ihrem zweiten Roman Nach den Fähren (2024, Wallstein, auf der hotlist 2024). Er spielt auf einer einst beliebten Ferieninsel, die seit Jahren nicht mehr angelaufen wird. Als eines Tages unvermutet ein Mädchen auftaucht und bald wieder verschwindet – diese Passage hatte Thea Mengeler für die Lesung ausgewählt –, kommen die wenigen verbliebenen Inselbewohner, darunter der Hausmeister des Sommerpalasts, die Frau des Generals und die Doktorin, einander näher. Sie brauchen Narrative, als Trost, als gemeinsame Verortung und Selbstvergewisserung.

Martina Hefter bildete den Abschluss mit ihrem vierten Roman Hey guten Morgen, wie geht es dir? (2024, Klett-Cotta, Gewinner des Deutschen Buchpreises 2024). Mit spielerischer Leichtigkeit und gedanklicher Tiefe erzählt sie darin von fantastischen Auswegen: Tagsüber kümmert sich Tänzerin Juno um ihren schwerkranken Mann Jupiter, doch nachts, wenn sie nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet und spielt ihrerseits Spielchen mit den Männern, die sie anlügen, um an ihr Geld zu kommen. Eines Tages trifft sie beim Chatten auf den Nigerianer Benu, der ihre Vorspiegelungen ebenso durchschaut wie sie seine, und trotz der Entfernung zwischen ihnen entsteht eine Verbindung – ein berührender Roman über Sehnsüchte in prekären Welten.

Das Gespräch mit den Autorinnen moderierte BücherFrau Katharina Gerhardt einfühlsam, kenntnisreich und kurzweilig. Dabei kamen neben den Inhalten der Romane auch die stilistische und dramaturgische Gestaltung und das – in allen Fällen angenehme – Zusammenspiel mit den Verlagen zur Sprache. Mit der Charakterisierung ihres Romans als politische Dystopie konnte sich Zara Zerbe anfreunden, schließlich thematisiere sie darin die Verheerungen durch die Klimakrise. Thea Mengeler berichtete, dass sie „Nach den Fähren“ zu schreiben begonnen habe, als sie noch an ihrem ersten Roman arbeitete. Schnell sei ihr klar geworden, dass der Stoff – der in seiner Kritik am Overtourism ebenfalls eine politische Dimension hat – es erfordere, in kurzen Abschnitten immer wieder neu anzusetzen. Martina Hefter verwahrte sich gegen den Eindruck, ein Buch über Love-Scamming geschrieben zu haben – das spiele nur eine Nebenrolle. Auf eine Nachfrage aus dem Publikum machte sie deutlich, dass es ihr weniger darum gehe, eine psychologische Entwicklung im Detail nachzuzeichnen, vielmehr wolle sie einzelne, nicht immer zusammenhängende Szenen gestalten.

Auf den großen Beifall für die freundlichen, nahbaren Autorinnen und ihre faszinierenden Bücher folgte nach dem Motto „ein gutes Buch ist ein verkauftes Buch“ ein Ansturm auf den Büchertisch. Martina Hefter, Thea Mengeler und Zara Zerbe hatten alle Hände voll zu tun, den Signierwünschen nachzukommen.

Ein großer Dank vom Orga-Team – Brigitte Beier, Britta Fietzke, Katharina Gerhardt, Maren Giering-Desler, Sibylle Hoffmann, Dörte Kanis, Heike Schwarze und Elvira Willems – gilt den drei Autorinnen, außerdem Torsten Meinicke und seiner Frau Jutta vom Buchladen in der Osterstraße für den gut sortierten Büchertisch, Elvira Willems für die Fotos, Jürgen Desler für die reibungslose Technik, Mike Bellmann und seinem Team für das reichhaltige Brunch-Büfett, der Stiftung Alsterdorf für ihre Gastfreundschaft, der Hamburger Kulturbehörde und – erstmals! – dem Bezirksamt Hamburg-Nord für die finanzielle Förderung und natürlich allen Besucher*innen. Auf ein Wiedersehen beim 22. LiteraturBrunch 2026!