Schatzkiste #5 – Jahresthema 2024
Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele sind in fünf Gruppen eingeteilt: die fünf Ps (People, Planet, Prosperity, Peace,Partnership). Die ersten drei wurden in den letzten Schatzkisten behandelt, in der vierten geht es daher um P wie Peace.
Das zugehörige Nachhaltigkeitsziel ist #16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.
Teilziel: Frieden
Dieses Teilziel stellen wir euch anhand einiger wichtiger Zahlen vor.
Drei Hauptziele
zum Thema Friedens-, Sicherheits- und Menschenrechtspolitik verfolgt der Deutsche Frauenrat, in dem die BücherFrauen vertreten und aktiv sind:
- Prävention – Maßnahmen zur Vermeidung bewaffneter Konflikte
- Protektion – Schutz von Frauen in bewaffneten Konflikten
- Partizipation – Beteiligung von Frauen am (Wieder-)Aufbau gerechter und demokratischer Strukturen
60 % erfolgreicher
sind Friedensvereinbarungen dem Factsheet „Starke Frauen für nachhaltigen Frieden“ der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit zufolge, wenn Frauenorganisationen und andere Vertreterinnen der Zivilgesellschaft aktiv und effektiv daran teilnehmen.
Dabei hilft seit Kurzem die PeaceFem App. Das ist eine App, die inzwischen in 60 Ländern und fünf Sprachen (Arabisch, Burmesisch, Englisch, Französisch und Indonesisch) genutzt wird, um die Inklusion von Frauen in Friedensprozessen zu unterstützen, damit so gendersensible Gesichtspunkte und Maßnahmen stärker als sonst berücksichtigt werden (mehr Infos).
18 Jahre
ist das Mindestalter für Soldat*innen, damit sie nicht als Kindersoldat*innen gelten. UNICEF empfiehlt dafür die differenziertere Bezeichnung „Kinder, die von Armeen oder bewaffneten Gruppen rekrutiert und eingesetzt werden“. Denkt ihr bei diesem Thema auch vor allem an die Demokratische Republik Kongo, die Zentralafrikanische Republik oder den Sudan, also Staaten im globalen Süden?
Doch das ist ein blinder Fleck, denn das Mindestalter zur Rekrutierung liegt in Deutschland bei 17 Jahren; ab dann können Minderjährige Soldat*in werden, sei es im Freiwilligen Wehrdienst oder als Soldat*in auf Zeit, Eignung und elterliche Einwilligung vorausgesetzt.
10 % minderjährige Soldat*innen
bzw. 1.996 von 18.800 Soldat*innen hat die Bundeswehr nach eigenen Angaben 2023 neu eingestellt, 1,2 % mehr als im Vorjahr; die völkerrechtlichen Verpflichtungen wie die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 seien dadurch erfüllt, da minderjährige Soldat*innen nicht in den Einsatz geschickt würden, Schusswaffen ausschließlich zu Übungs- und Ausbildungszwecken verwenden dürften und die Minderjährigen nicht zum Wachdienst eingeteilt würden. Doch damit erfüllt Deutschland nur die vereinbarten Mindestkriterien, aber trotz wiederholter Kritik durch die UN nicht das Ziel „Straight 18“ für die Rekrutierung und den Einsatz von Soldat*innen. Im Gegenteil: Es wird intensiv in Schulen, in sozialen Medien und auf Messen wie der GamesCom und der YOU die Zielgruppe Jugend beworben.
Aber warum entscheiden sich Minderjährige und ihre Sorgeberechtigten dafür?
Begünstigt wird das vermutlich dadurch,
- dass der freiwillige Wehrdienst auch ohne Schulabschluss geleistet werden kann,
- dass das Monatsgehalt mit ca. 1.683 € und 2.197 € deutlich über dem durchschnittlichen Ausbildungsgehalt liegt, das vom Bundesinstitut für Berufsbildung für 2023 mit 1.068 € beziffert wird,
- dass die Bundeswehr Ausbildungen und Studienoptionen ohne NC, nicht nur gebührenfrei, sondern sogar bei vollen Gehaltsbezügen bietet, und
- dass mehr als ein Fünftel der Kinder von Armut betroffen sind, sodass sie dann schon zum Familieneinkommen beitragen können.
24.380 Soldatinnen
waren Ende 2023 bei der Bundeswehr tätig. Während die Bundeswehr in den letzten 18 Jahren schrumpfte (2023 gab es 60 % weniger Soldat*innen als 1985), stieg der Frauenanteil stetig: von 117 auf 24.380 Soldat*innen bzw. von einem Anteil von 0,02 % auf ca. 12 %.
Teilziel: Gerechtigkeit
Eine Handvoll Fragen zum Nachdenken und Diskutieren:
- Was hat gerecht mit fair, objektiv, unparteiisch, faktenbasiert, vorurteilsfrei, unverzerrt, unbefangen, ehrlich, wahrheitsgemäß zu tun?
- Inwiefern trägt Gleichbehandlung zu Gerechtigkeit bei?
- Kann ungleiche Behandlung zu Gerechtigkeit beitragen, wenn sie z. B. Ungleichheiten ausgleicht?
- Kann Gerechtigkeit auch bedeuten, einer Person, einer Gruppe oder womöglich sogar dem Frieden als übergeordnetem Ziel gerecht zu werden?
- Was könnte Gerechtigkeit für die BücherFrauen bedeuten?
Teilziel: Starke Institutionen
Hierzu schreiben die UN Women: „Effektive, verantwortungsvolle und integrative Institutionen sind entscheidend für die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter und der nachhaltigen Entwicklung.“
Wie können Einzelne dazu beitragen?
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung rät:
- Für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit werben
- Zur Wahl gehen und sich über die Parteiprogramme informieren
- Als Wahlhelfer*in mitwirken
- Sich über Chancen und Risiken des Internets informieren
- Schöff*in werden oder ehrenamtlich als Richter*in mitwirken
- Qualitätsjournalismus unterstützen, z. B. durch Digitalabos
Interview mit Anne Friebel, Schöffin
Anne Friebel ist die Verlegerin des Palomaa Verlags ins Leipzig. Sie engagiert sich ehrenamtlich nicht nur als Mentorin der überregionalen BücherFrauen-Mentoring-Runde 2024, sondern auch als Schöffin. Darüber haben wir sie im Interview befragt.
Lesetipps
1. Meiken hat sich mit Thinking Environments auseinandergesetzt: Eine interessante Möglichkeit, gleichberechtigte Räume zu schaffen, in denen wir anderen denkenden Personen in Ruhe zuhören und im ungestörten Denken zu eigenen Lösungen kommen. Wer mehr darüber erfahren will, kann die Rezension zu Marion Mikettas „Thinking Environment: Denkräume schaffen in Coaching und Beratung“, das 2018 im Paderborner Junfermann Verlag erschienen ist, hier lesen. Weitere Buchempfehlungen haben wir hier in einem Padlet zusammengestellt.
2. Die Studie „Baustelle Geschlechtergerechtigkeit: Datenreport zur wirtschaftlichen und sozialen Lage im Kulturbereich“, verfasst von Gabriele Schulz und Olaf Zimmermann, untersucht die wirtschaftliche Situation der Arbeitnehmer*innen im Kulturbereich. In dem Bericht werden Daten zur Zahl der Erwerbstätigen im Kulturarbeitsmarkt, zum Frauenanteil, zum Einkommen und zum Gender-Pay-Gap zusammengestellt und ausgewertet. Dabei geht es sowohl um Soloselbstständige als auch um abhängig Beschäftigte im Kulturbereich. Die Studie macht deutlich, dass es noch viel zu tun gibt. Die geschlechtsspezifische Segregation der Berufe auf dem Arbeitsmarkt Kultur und ein deutlicher Gender-Pay-Gap bestehen nach wie vor.
Top: Die Studie zeigt nicht nur Probleme auf, sondern macht auch Vorschläge, wie die Situation verbessert werden kann.
Spoiler: Deutliche Unterschiede gibt es vor allem beim Gender-Pay-Gap. Alarmierend ist, dass sich dieser in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen bis 2023 sogar noch vergrößern wird.
Kommende Veranstaltungen
24., 31. Mai: Seminar „Meine Nachhaltigkeit schaff’ ich mir selbst“ mit Valeska Henze
24. Mai bis 8. Juni: „Dear Future“, das Dresdener Nachhaltigkeitsfestival
30. Mai: „Gender, Gehalt und Honorare: Herausforderungen in der Literaturbranche“ um 19 Uhr in der Lettréttage, Veteranenstr. 21, Berlin (Eintritt frei)
3./4. Juni: Green Culture Festival in Potsdam mit Claudia Roth und Klara Geywitz
4./5. Juni: „Woche der Umwelt“
9. Juni: Europawahl!!!
Ausblick
Die nächste Schatzkiste dreht sich um P wie Partnership – falls ihr hierzu Anstöße oder Ideen habt, die ihr mit uns teilen möchtet, meldet euch, kommt zum nächsten Treffen am 10. Juni oder schreibt uns direkt an.
Liebe Grüße
Mischa Bach, Meiken Endruweit, Jara Fischer, Mona Jakob, Kristina Poncin, Hanna Schmandin, Sandra van Lente und Stefanie Weiß
Diese Schatzkiste wurde von Kristina, Mischa und Mona geschrieben.