Eine Biografie über eine Frau zwischen Kunst und Geschichte
Sonja Hilzinger: Grete Ring – Kunstgelehrte und Kunsthändlerin
Eine Frau zwischen Kunst und Geschichte
Mit ihrer Biografie über Grete Ring (1887–1952) setzt Sonja Hilzinger einer weitgehend vergessenen, aber herausragenden Frau des 20. Jahrhunderts ein eindrucksvolles Denkmal. Ring war vieles: Nichte Max Liebermanns, Kunsthistorikerin, Kunsthändlerin, Sammlerin, Intellektuelle, Netzwerkerin – und eine der ersten Frauen in Deutschland, die in Kunstgeschichte promovierten. In einer Zeit, in der Frauen in akademischen und kulturellen Berufen kaum Fuß fassen konnten, ging sie unbeirrt ihren Weg.
Die Kunst, sich nicht beirren zu lassen
Besonders macht diese Biografie nicht nur die außergewöhnliche Lebensleistung ihrer Protagonistin, sondern auch die Tiefe, mit der Hilzinger deren Lebensstationen nachzeichnet. Vom großbürgerlichen Elternhaus in Berlin über Rings Wirken im Kunsthandel bei Paul Cassirer bis hin zu ihrem mutigen Neuanfang im englischen Exil nach 1938 offenbart jedes Kapitel neue Facetten einer bemerkenswert unabhängigen Frau.
Die Kunst, sich nicht beirren zu lassen
Diese Biografie ist nicht nur aufgrund der außergewöhnlichen Lebensleistung ihrer Protagonistin besonders, sondern auch, weil Hilzinger deren Lebensstationen mit großer Tiefe nachzeichnet. Vom großbürgerlichen Elternhaus in Berlin über Rings Wirken im Kunsthandel bei Paul Cassirer bis hin zu ihrem mutigen Neuanfang im englischen Exil nach 1938 offenbart jedes Kapitel neue Facetten dieser bemerkenswert unabhängigen Frau. Es gelingt Hilzinger, das Schicksal der jüdischen Frau Grete Ring in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eindrücklich mit den Umbrüchen ihrer Zeit zu verweben. Der Spagat zwischen intellektueller Brillanz und existenzieller Bedrohung wird hier nicht dramatisiert, sondern mit großer Klarheit und Empathie erzählt.
Eine Pionierin in Theorie und Praxis
Erstmals werden auch Rings kunsthistorische Schriften umfassend gewürdigt. Das ist ein großer Gewinn – nicht nur für Fachleute, sondern für alle, die sich für Kunstgeschichte und die Rolle von Frauen in diesem Bereich interessieren. Hilzinger präsentiert Ring nicht nur als Akteurin im Kunsthandel, sondern auch als Denkerin, Vermittlerin und Autorin, deren Texte bis heute lesenswert sind.
Wiederentdeckung einer inspirierenden Frau
Diese Biografie ist mehr als nur eine Lebensbeschreibung: Sie ist ein Stück Zeitgeschichte, ein feministisches Porträt und ein kunsthistorisches Dokument. Sonja Hilzinger hat mit diesem Buch ein beeindruckendes Werk geschaffen, das Grete Ring in all ihren Facetten sichtbar macht – als Mensch, als Gelehrte und als Vorbild.
Das Buch ist ein Muss für alle, die sich für Kunst, Exilgeschichte und weibliche Selbstbestimmung interessieren, und inspiriert, stellt Fragen und macht Mut.
Ein kleiner Wehmutstropfen
Bei aller inhaltlichen Stärke bleibt ein Aspekt leider kritisch zu erwähnen: Die Gestaltung des Buchblocks ist nicht lesefreundlich. Die Typografie wirkt teilweise zu dicht, die Seiten sind textlastig gesetzt, und der Lesefluss wird dadurch erschwert. Gerade bei einer so detailreichen und reflektierenden Biografie wäre eine luftigere Gestaltung mit besser strukturierten Absätzen oder typografischen Hervorhebungen wünschenswert gewesen.
Das schmälert jedoch nicht die Qualität des Inhalts – verlangt aber etwas Geduld von der Leserschaft. Wer sich darauf einlässt, wird reich belohnt.
Sonja Hilzinger: Grete Ring – Kunstgelehrte und Kunsthändlerin
Grete Ring – Kunstgelehrte und Kunsthändlerin
Von Sonja Hilzinger
Gebunden, 257 Seiten
978-3-496-01712-7
EURO 39,00
Eine Empfehlung von Yvonne de Andrés
Yvonne de Andrés arbeitet als Kuratorin und Kulturmanagerin für Verlage, Stiftungen und Organisationen. Sie ist Mitglied im Vorstand des Deutschen Frauenrats und dort zuständig für das Thema Intersektionalität.
Transparenzhinweis: Die Empfehlung erfolgt aus Eigeninteresse und nicht aus wirtschaftlichen Gründen.
