GEDOK: Wir sprechen vom Wasser (Gedichte und Geschichten)

45 in der GEDOK (Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfördernden) engagierte Autorinnen stellen in diesem Band Texte zum Thema Wasser vor. Und wie immer bei solchen Sammlungen wechselt die Reaktion der Leserin zwischen „wunderbar, von dieser Autorin will ich gleich viel mehr lesen“ und „grauenhaft banale Bilder, wieso haben die sowas aufgenommen?“, wobei, wichtig!, die erste Reaktion absolut überwiegt. Es ist eine Vielzahl von Texttypen vertreten, Gedichte, mit und ohne Reime, essayhafte Überlegungen, humoristische Geschichten, eine Kriminalerzählung, ein moderner Schimmelreiter (ohne Schimmel, aber eben am Deich und genauso hoffnungslos), um nur einige Rosinen herauszupicken. Das Wasser erscheint als Bedrohung, als Wohltat, als Hilfe, als Möglichkeit, als Wohnraum. Wir finden Texte über Meere, Seen, Flüsse, Nebel (wobei der Rhein absolut mit Erwähnungen an der Spitze liegt, während keine die Weser bedichtet), über Wasser in Flaschen und als Tropfen, und natürlich über Wasser als Regen. Interessant, wie alte Mythen fortleben, Undine ist gleich mehrmals da, die Historie von der Schönen Lau wird ins Jetzt verlegt, seltsamerweise tauchen die zwei Königskinder, bei denen das Wasser viel zu tief war, nur einmal auf. Die Geräusche des Wassers inspirieren immer wieder Komponist:innen, und deren Werke nun wieder die Dichterinnen; Debussys „La Mer“, bei dem er die Menschen sozusagen aus dem Klangbild verbannt hatte, wird von Marion Hinz zu den Menschen zurückgeholt: „die uralte Mär vom friedlichen Meer“. Kompositionen von Hanns Eisler werden bedichtet, und sogar die Antike ist vertreten. Hier die ersten beiden Zeilen aus meinem Lieblingsgedicht:
„Wir sind die Kinder des Glücks, wir leben am Ufer des Styx.“ (Sibylle Hoffmann).
Es sind Texte zum Hineinversenken, zum Träumen, zum Weiterdichten, ja, und manchmal auch zum Ärgern. Eine perfekte Mischung!
GEDOK (Hrsg.): Wir sprechen vom Wasser. Gedichte und Geschichten
Projekt Verlag, Bochum/Freiburg
Softcover, 207 Seiten
ISBN: 978-3-89733-575-2
Preis 18,50 Euro

Eine Empfehlung von Gabriele Haefs
Dr. Gabriele Haefs arbeitet als freie Übersetzerin, u. a. aus dem Irischen, und Autorin. Ihr Buch "111 Orte in Oslo, die man gesehen haben muss“ erschien im Mai 2022 im Emons Verlag. Diesen Buchtipp schrieb sie mit Blick auf ein kleines Originalgemälde von Edith Somerville, das vor Jahren auf abenteuerliche Weise in ihren Besitz gelangt ist.
Foto: Miguel Ferraz
Transparenzhinweis: Die Empfehlung erfolgt aus Eigeninteresse und nicht aus wirtschaftlichen Gründen.