Olga Ravn: Meine Arbeit

»Ich möchte ein normales Buch schreiben, schrieb Anna. Kam diese Sehnsucht nach dem Normalen mit der Geburt des Kindes? Diese Sehnsucht danach, leicht zugänglich zu sein wie die Brust für das Kind?« Das schreibt die dänische Autorin Olga Ravn in »Meine Arbeit«.

Ravn ringt um ihre Ich-Erzählerin. Die Ich-Erzählerin ringt um ihr Alter Ego Anna. Zusammen ringen sie ums Muttersein, um eine Form, die lebbar ist. Und diese Form – widersprüchlich bis ins Mark – ist der Text, herausgepresst wie das Kind aus dem Mutterkörper.

In Prosastücken, Gedichten, Briefen, Tagebucheinträgen, in immer neuen Anfängen, Fortsetzungen und Schlüssen entfaltet sich, jenseits einer Chronologie, ein untergründiger Strom, der sich, formal wie inhaltlich radikal, gegen die gängigen Narrationen von Mutterschaft richtet.

Olga Ravn geht in »Meine Arbeit« der Sehnsucht nach zweifelsfreier Mutterschaft nach und nach einer Geschichte, die rund und geschmeidig durchs Mutterleben navigiert – und scheitert. Zum Glück!

»Meine Arbeit«, so viel sei verraten, hat ein Happy End. Und vielleicht ist das das Radikalste an dem Text: dass eine Schriftstellerin und Mutter im Fragmentarischen am Ende zu einer flüssigen Form findet.

Bitte alle lesen!

Olga Ravn, Meine Arbeit
übersetzt aus dem Dänischen von Alexander Sitzmann und Clara Sondermann
März Verlag, 2024

gebunden, 459 Seiten
ISBN: 978-3-7550-0030-3
Preis: 29 Euro

Eine Empfehlung von Julia Ditschke

Julia Ditschke lebt als Schriftstellerin in Hamburg. Zuletzt hat sie zusammen mit der Hamburger Kulturbehörde ein Residenzstipendium für Schriftsteller:innen und bildende Künstler:innen mit Kindern initiiert (Parents in Arts). Foto: Gunter Glücklich

Transparenzhinweis: Die Empfehlung erfolgt aus Eigeninteresse und nicht aus wirtschaftlichen Gründen.