Schatzkiste #10 – Jahresthema 2024

Visual Schatzkiste 10 unter Verwendung eines Logo der innerdevelopmentgoals.org

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Vom Engagement und der eigenen inneren Entwicklung

Wir haben nun schon Oktober – vor 10 Monaten kam die erste Schatzkiste zu euch: frei Haus, gratis, mal kurz, mal länger, immer mit vielen Infos, Anregungen, Terminen und Lektürevorschlägen rund um die nachhaltige Entwicklung. Rückmeldungen haben wir wenige bekommen. Das ist manchmal so, wenn etwas auf gut Glück in eine große Runde geschickt wird. Und doch macht es etwas mit uns ehrenamtlichen Enthusiastinnen, bis dahin, dass einige abgesprungen sind aus der Gruppe. Es zeigt sich:

Engagement braucht Widerhall!

Wir haben festgestellt, die 17 Nachhaltigkeitsziele (oder: sustainable development goals – SDGs) sind ganz schön große Brocken: Hunger beenden, die Tiefsee retten, Frieden und Gerechtigkeit bewirken. Das macht sich nicht mal eben so nebenbei im Alltag. Und es wird schon gar nicht von Einzelnen erreicht.

Engagement braucht Verbündete!

Wir müssen zusammenarbeiten, unsere Kräfte bündeln. Nur dann können wir die Erde als Lebensraum für uns erhalten. Es geht auch nur mit ALLEN gemeinsam – Streit, Abwertung, Ausgrenzung oder Rechthaberei führen sicher nicht zum Ziel. Die Probleme, denen wir gegenüberstehen, sind komplex und facettenreich. Daher ist es unabdingbar, alle Menschen einzubeziehen, um möglichst kreative Visionen zu entwickeln, die auch für alle Menschen funktionieren – heute und in Zukunft. 

Aber wo fangen wir an?

Was ist das Wichtigste, das zu tun ist, um die SDGs voranzutreiben? Die Antwort kann aufgrund der Dringlichkeit und der Vielfältigkeit der Probleme nur lauten: Da, wo jede Einzelne, wo du anfangen magst. Informiere dich über die SDGs und behalte sie alle im Blick, denn das Engagement für eins der Ziele darf nicht dazu führen, dass andere unter den Tisch fallen. Engagiere dich, mache den ersten Schritt, sei offen zu lernen, mobilisiere andere, tritt in Diskurse ein und treibe mit Optimismus und Beharrlichkeit den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt voran. Zu einer Welt, die auf allen Ebenen – im Ökonomischen, Ökologischen und Sozialen – nachhaltig ist und keine:n zurücklässt. Wichtig ist dabei, die Fähigkeit zu haben, auf sich selbst zu achten: Nicht ausbrennen für die eigenen Ideale, sondern sich 

Ruhe und Ausgleich schaffen!

Die Probleme und Anforderungen sind komplex und weltweit sieht es im Moment nicht so aus, als ob sich ausreichend Menschen, Organisationen, Unternehmen und Staaten für die Nachhaltigkeitszieleeinsetzen. Die Lücke zwischen Wissen und Handeln ist groß: Wir als Menschheit wissen, dass der Klimawandel und das Artensterben unsere Welt zerstören, wir verändern jedoch nicht unser Handeln dahingehend, dass z. B. die notwendigen Weltklimaziele des Pariser Abkommens erreicht werden. Die technischen Lösungen und die rechtlichen Rahmenwerke bestehen, doch reichen sie nicht aus – denn verändern muss sich der Mensch.

Als gemeinnützige Open-source-Initiative hat die Inner Development Goals AB (getragen von der Ekskäret Foundation) mit vielen weltweiten Partner:innen aus Universitäten und Forschungseinrichtungen in Studien erforscht, was für Kompetenzen und Fähigkeiten wir als Menschen mitbringen oder erlernen müssen, damit wir uns für eine zukünftige Welt engagieren können, damit wir eine zukünftige Welt imaginieren und gestalten können, damit wir so tatsächlich den Wandel vollziehen. Entstanden sind daraus die

Inner Development Goals (IDGs)

Ganz allgemein beschreiben die IDGs Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die jeder Mensch mehr oder weniger ausgeprägt bereits besitzt. Die IDG-Initiative sieht diese Kompetenzen als Basis dafür, dass Menschen für Entwicklung und Veränderung offen sind, zusammen mit anderen an Lösungen arbeiten und das große Ganze im Blick haben können. Es sind Fähigkeiten, die uns bereichern können und auf unser Wohlbefinden einzahlen, wenn wir beispielsweise ein Gefühl der Verbundenheit zu anderen und der Natur entwickeln. Und sie ermöglichen uns, vom Denken ins Handeln zu kommen. Die insgesamt 23 IDGs werden in fünf Bereichen zusammengefasst, die hier im Folgenden kurz vorgestellt werden: Sein, Denken, Beziehung, Zusammenarbeit und Handeln.

Beim SEIN geht es darum, in Beziehung zu uns selbst zu treten, zu unseren Gedanken, Gefühlen und unserem Körper. Hierzu zählen Fähigkeiten wie einen inneren Kompass haben, integer und authentisch zu sein, im Hier und Jetzt leben. Selbsterkenntnis gehört ebenso dazu wie Offenheit und Lernbereitschaft Neuem gegenüber.

Der Bereich DENKEN umfasst unsere kognitiven Fähigkeiten wie auch unser kritisches Denken. Wenn wir einen Standpunkt haben, auch die anderen Seiten zu hören und eine andere Perspektive einzunehmen, sind Teil dieser Kompetenzen wie auch ein Bewusstsein für die Komplexität unserer Welt als zusammenhängendes Ganzes. Sinnstiftung und langfristige Orientierung wie auch Visionen sind Voraussetzungen für nachhaltige Entscheidungen.

In der BEZIEHUNG zu anderen erleben wir Wertschätzung und Verbundenheit etwa mit uns nahestehenden Menschen, aber auch zu vorangegangenen und zukünftigen Generationen. Einfühlungsvermögen und Mitgefühl sorgen dafür, dass wir für andere und die Welt sorgen können. Wichtig ist, auch Bescheidenheit zu üben, den anderen zuzuhören, wenn es die Situation erfordert, auch sich selbst zurückzunehmen.

ZUSAMMENARBEIT erfordert eine hohe soziale Kompetenz, vor allem wenn Menschen mit unterschiedlichen Werten und Fähigkeiten einbezogen werden. Dabei helfen Kommunikationsfähigkeiten sowie Inklusion und interkulturelle Kompetenz. Grundlage für die Zusammenarbeit ist das Ineinander-Vertrauen. In der Zusammenarbeit gestalten wir aktiv mit und wir mobilisieren uns wie auch die anderen.

Um ins HANDELN zu kommen, brauchen wir Mut und Optimismus. Wenn wir das Alte ändern wollen, hilft uns die Kreativität, neue Wege zu finden. Optimismus und Beharrlichkeit braucht es für den langen, manchmal widrigen Weg zum Ziel.

Das sind eine ganze Menge Kompetenzen und Eigenschaften und einige sind sicher leichter umzusetzen als andere. Manche sind auch in bestimmten Situationen besser umzusetzen als zu anderen Zeitpunkten: Im Streit fällt es schwerer, Optimismus und Mitgefühl zu leben, als in vertrauter Runde. Im Stress ist es schwieriger, über sich hinauszuwachsen und den Wandel voranzutreiben, als in einer Freizeitgruppe Gleichgesinnter. Wenn du beginnen willst, deine IDGs zu trainieren, suche dir also eine sichere Umgebung, in der du beispielsweise mal ausprobieren kannst, was es mit dir macht und wie es sich anfühlt, die Perspektive zu wechseln.

Die IDGs haben aber alle etwas gemein: Sie kommen frei Haus, sind gratis, mal einfacher, mal komplizierter zu folgen, bringen immer neue Ideen und Anregungen, laden zu Treffen mit sich selbst, anderen und der Natur ein und lassen sich im gemeinsamen Tun direkt anwenden.

Ein Ort, an dem ihr den Wandel vorantreiben, eure Kompetenzen einsetzen und eure Fähigkeiten ausprobieren könnt, findet ihr übrigens bei uns, den

BücherFrauen!

Die nächste große Gelegenheit bietet unsere Jahrestagung unter dem Motto: Nachhaltigkeit braucht Feminismus braucht Nachhaltigkeit. Am 9. November treffen wir uns online. Da könnt ihr dann gemütlich vom Sofa aus die Welt verändern, denn eure Mitarbeit ist gefragt. Von jeder Einzelnen.

1. Der Vormittag beginnt damit, dass wir das Jahresthema 2024: Nachhaltige Entwicklung braucht Feminismus für und mit euch zum Leuchten bringen! Wir waren angetreten, Nachhaltigkeitsforderungen für die Buchbranche zu formulieren, und die wollen wir mit euch durchdenken, durchsprechen und auch durchsetzen!

2. Alle Regionalgruppen und AGs haben dann die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Ihr könnt euch also gegenseitig besuchen (die Berlinerinnen die Münchnerinnen z. B.), ohne einen ICE zu besteigen, oder mal bei einer AG vorbeischauen und ins Gespräch kommen (Was macht z. B. das Buchorchester? Wer organisiert beim überregionalen Mentoring mit? Wie ist die Lage bei der Literaturpreis-AG?).

3. In der langen Mittagspause könntet ihr euch als Regionalgruppe zum gemeinsamen Essen verabreden.

4. Am Nachmittag gibt es einen Workshop mit Marlen Nebelung zum Thema "Die fröhliche Dissonanz: respektvoll im Konflikt". Da könnt ihr direkt einige wichtige Fähigkeiten, die bei den IDGs genannt werden, einüben, darunter: Offenheit und Lernbereitschaft, Selbsterkenntnis, perspektivische Fähigkeiten, Wertschätzung, Verbundenheit, Kommunikationsfähigkeiten, inklusive Denkweise und interkulturelle Kompetenz, Vertrauen und Mut.

5. Im anschließenden Barcamp könnt ihr Ideen zu Themen einreichen, über die ihr gern sprechen würdet. Ihr könnt anderen etwas beibringen, einen Kurzworkshop geben, eine offene Themenrunde veranstalten oder auch das Zuhören und Mitgestalten in einer Session eurer Wahl genießen.

6. Bonustrack: Wenn eine von euch sich meldet, dann gibt es auch eine After-Jahrestagungsparty! Das haben wir vor einigen Jahren schon online gehabt und es war sehr toll, noch gemeinsam in den Break-out-Rooms zu sprechen, spielen und später auch zu tanzen.

Die Jahrestagung wird also genauso großartig wie die Menschen, die kommen!
 

Veranstaltungstipps

BücherFrauen-Akademie

14.11.–18.11.2024: Herbstakademie auf Sylt, Henriette Dyckerhoff & Elisabeth Drimella

23.11.2024: Inner Development Goals – Gestärkt in die Zukunft gehen, Meiken Endruweit

Termine

30.10. (14–15.30 Uhr): Why Waste It? Unlocking opportunities for environmental protection and gender equality, Vienna Discussion Forum, online

1.11.–2.11.: Wenn die Luft brennt. Klimaschutzkritik von rechts kontern! Ein Argumentations-Workshop, Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin

25.11.: Innovative Strategien zur Nutzung der Nachhaltigkeitspotenziale in der Kulturveranstaltungsbranche in OstWestfalenLippe, Netzwerktreffen und Diskussion zu Nachhaltigkeit in der Kulturveranstaltungsbranche, Ort: GWLB – Gewölbe unter dem Marienplatz in Paderborn, Anmeldung hier.

Buchtipp

Wie geht es eigentlich anders? Das haben sich Jennifer Hauwehde und Milena Zwerenz gefragt und haben für ihr Buch Great Green Thinking Unternehmen, Aktivist:innen und Forscher:innen befragt. Mehr dazu auf dem Padlet. Dort dürft ihr auch alle eure Buchveröffentlichung & -tipps posten. Wir werden das auf der Jahrestagung sicher mit einbeziehen.

Diese Schatzkiste wurde von Meiken Endruweit geschrieben. Danke an Kristina Poncin für ihr ausdauerndes kritisches Lesen, ihre weiterführenden Kommentare und wichtigen Ergänzungen. Zum Team gehören außerdem Mischa Bach, Jara Fischer, Mona Jakob, Hanna Schmandin, Sandra van Lente und Stefanie Weiß.