Sylvia Schmieder: zusammen bleiben (Roman)

Der Roman erzählt zwei Geschichten, die ineinander verwoben sind. Die Haupthandlung beginnt kurz vor 1939. Mari, die im Dreiländereck Ungarn-Slowakei-Österreich aufgewachsen ist und lieber Schriftstellerin als Hausfrau geworden wäre, ist ihrem Mann, der von der Nazi-Ideologie überzeugt ist, nach Deutschland gefolgt. Der Krieg bricht aus und das Land, aber auch die einzelnen Familien, trudeln ins Chaos. Mari erfährt, dass ihr Mann Ludwig, der als SS-Mann im Krieg ist, sie betrogen hat.

Der Titel „zusammen bleiben“ ist einer halsbrecherischen Zugfahrt zu Maris Eltern in die Slowakei geschuldet, wo die Mutter den Kindern im Gedränge einschärft, dass sie sich niemals trennen dürfen.

Protagonistin des zweiten Handlungsstrangs ist Claudia, Maris Enkeltochter, und Tochter von Klara, die als Kind die Schrecken des Krieges erlebt hat. Anhand dieser Figur vollzieht die Autorin die Ausläufer und Nachwehen des transgenerationalen Traumas bis in die Enkelgeneration nach. Am Ende gibt es überraschende Enthüllungen und Verknüpfungen zwischen den Zeiten.

Vom Anfang an haben mich die Bildhaftigkeit der Sprache und der Detailreichtum beeindruckt. Ein Lokalkolorit von großer Genauigkeit wird heraufbeschworen. Als Leserin gelingt es mir mühelos, mich in das Jahr 1939 hineinzubegeben, weil auch solche Fakten, über die andere Autoren hinwegspringen, präzise recherchiert sind und konkret benannt werden. “Zusammen bleiben” ist kein Buch, das sich rasch verkonsumieren lässt, dazu ist es viel zu dicht geschrieben. Man muss sich einlassen auf Sylvia Schmieders Erzählwelt, dann wird man mit emotionaler Spannung und auch mit großer Anschaulichkeit belohnt, die den zeitgeschichtlichen Wissensdurst anregt und auf viele Fragen nach dem Warum Antworten findet.

Sylvia Schmieder: zusammen bleiben
edition federleicht, Fuldatal, 2024

broschiert, 3336 Seiten 
ISBN: 978-3-946112-94-5
Preis 18 Euro

Eine Empfehlung von Susanne Konrad

Dr. Susanne Konrad lebt als Schriftstellerin, Literaturvermittlerin und Dozentin für kreatives Schreiben  in Frankfurt am Main.

Foto: Hans Ziebeck

Transparenzhinweis: Die Empfehlung erfolgt aus Eigeninteresse und nicht aus wirtschaftlichen Gründen.