Interview mit Mona Jakob
Das UN-Nachhaltigkeitsziel 4 ist Hochwertige Bildung für alle mit dem Unterziel 4.7:
„Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.“ (SDG-Indikatoren)
Ein wichtiger Baustein für das Erreichen sowohl der Nachhaltigkeitsziele der UN als auch von Geschlechtergerechtigkeit, ist eine erfolgreiche Kommunikation. BücherFrau Mona Jakob hat eine Fortbildung zum Thema Klimakommunikation gemacht und berichtet hier über Methoden und ihren persönlichen Zugang.
Was für eine Fortbildung hast du genau besucht?
Ich habe den Selbstlernkurs „Klimakommunikation“ bei der ClimateMind Academy gemacht. Den Zugang hatte ich für 15 Wochen, aber man kann sich im eigenen Tempo durch die Module durcharbeiten. Die Academy wurde 2021 von Janna Hoppmann, einer Psychologin, gegründet.
Wie bist du darauf gekommen?
Das erste Mal von Klimakommunikation (Kliko) habe ich, meine ich im letzten Jahr gehört, und fand es spannend, dass es dazu überhaupt einen Begriff und damit ein Forschungs- und Lernfeld gibt. Da mich die Klimakrise seit etwa 5 oder 6 Jahren besonders umtreibt, bin ich immer mal wieder online unterwegs und versuche, mehr über die Krise selbst, aber auch über Lösungsansätze herauszufinden. Dabei bin ich erst über den Terminus Klimakommunikation bzw. climate communication (die englischsprachige Welt ist uns da mal wieder voraus) und dann über die ClimateMind Academy gestolpert. Ursprünglich habe ich mich für Wissenschaftskommunikation interessiert. Das hängt ja auch teilweise mit der KliKo zusammen (zumindest der wissenschaftliche Teil).
Aber nur kurz: Bei der KliKo geht es darum, zu überlegen, wie man mit Menschen über die Klimakrise sprechen kann, um sie zu aktivieren, zu animieren, sich in welcher Form auch immer an einer Lösung für die Krise zu beteiligen. Natürlich gehört dazu zu einem gewissen Grad auch, die Klimafakten darzulegen, aber am wichtigsten ist es, das Gegenüber abzuholen, Emotionen zu erkennen und nicht den „Du-musst/Du-darfst-nicht-Knüppel“ ins Gespräch zu bringen.
Im Kurs werden die Grundlagen zu guter KliKo gelehrt, man erhält Zugriff auf bzw. Tipps für viele Quellen (wissenschaftliche Artikel, Bücher, Podcasts, Videos, Blogs etc.) und – was ich für den Kurs nicht hatte – die Academy fordert dich zu einem Klimaprojekt auf, auf das du direkt das Gelernte anwenden kannst (z. B. wenn du in deiner Nachbarschaft ein Beet anlegen willst, Bäume pflanzen willst, dafür aber die Hilfe und Zustimmung der Nachbarn brauchst). Ich habe die Aufgaben, die sich direkt auf dieses Projekt bezogen, ausgelassen – da habe ich sicherlich den Kurs nicht vollkommen ausgeschöpft, aber ich fand ihn für einen Einstieg ins Thema sehr hilfreich. Die Academy bietet übrigens auch einen Kurs zur Klimapsychologie an sowie kleinere Kurse (z. B. Wie kann ich hilfreiche Gespräche bei Wahlen führen?). Die beiden Hauptkurse werden auch mit Live-Webinaren (also nicht zum Selbstlernen) angeboten.
Wohin möchtest du mit der Ausbildung?
Das ist eine hervorragende Frage;) Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht genau. Diesen Kurs habe ich erst einmal gemacht, um mir ein Grundverständnis anzueignen, was KliKo überhaupt ist und inwieweit Psychologie mit der Klimakrise zusammenhängt, also wie sie uns berührt, warum wir (fast) alle wissen, dass es so nicht weitergeht, wir aber größtenteils immer noch weitermachen wie bisher. Das ist gar kein Vorwurf, ich gehöre ja auch dazu, aber die Gesellschaft und deren Psyche sind ja ein riesiger Teil der Lösung der Krise.
Was wären zukünftige Arbeitsfelder für dich?
Ich möchte gern zukünftig für eine Organisation oder Unternehmen arbeiten, das aktiv an der Lösung der Klimakrise beteiligt ist. Was genau meine Rolle darin sein könnte, weiß ich noch nicht, aber Kommunikation spielt ja, ob schriftlich, bildlich, sprachlich oder anders immer eine große Rolle und ich bin Mega-Fan von guter Kommunikation.
Viele Menschen wollen umweltbewusster leben, woran hapert es?
Ich glaube, dass Kommunikation tatsächlich einer der Schlüssel für die Lösung der Klimakrise ist. Wie ich eben schon gesagt habe, wissen viele von uns ziemlich genau, was auf dem Spiel steht, und trotzdem ist es schwierig, aus unserem Trott, aus unserem System herauszukommen. Ich denke, dass gute KliKo, die vor allem (realistische!) Lösungsansätze aufzeigt und, ganz wichtig, uns positive Visionen zeigt, die erreicht werden können, wenn wir uns einsetzen, immer wichtiger werden wird und zwar auf allen Ebenen: politisch, wirtschaftlich, in der Bildung, in der Gesellschaft, aber auch beim Nachbarn, in der Familie.
Übrigens: Wer selbst Lust hat, sich ein bisschen weiterzubilden, ohne gleich einen Kurs zu machen, dem kann ich z. B. klimafakten.de empfehlen. Das dazugehörige, sehr umfangreiche Handbuch zur Klimakommunikation kann man kostenlos als PDF herunterladen.
Was könnte die Klimakommunikation in der/für die Buchbranche bewirken?
Ich glaube, dass es zwei Dinge sind: Zum einen können wir uns von der KliKo Kommunikationsmethoden abschauen, die auch in vielen anderen Bereichen gültig sind und die uns noch einmal ein besseres Zuhören lehren können. Zum anderen ist meine Hoffnung, dass KliKo in der gesamten Branche das Thema Klimakrise noch einmal viel deutlicher hervorhebt und hier, von der Ausstattung der Büros über das Drucken von Büchern und die benötigten Ressourcen, noch viel mehr geschieht.
Warum sollte die Buchbranche nicht der Vorreiter für andere Branchen sein, ein Vorbild sein, wie man es anders machen kann. Vielleicht schauen sich andere Branchen dann auch mal was bei uns ab!
Vielen Dank für das Interview, Mona!
Interview: Meiken Endruweit im Juli 2024.
Mona Jakob ist nach dem Magister in der Keltologie ins passende Land übergewechselt: Nach einem PhD in Galway und einem Post Doc in Dublin, während derer sie mittelalterlichen irischen Reimstrukturen auf den Grund gehen durfte, passte ihr die akademische Welt nicht mehr. Fünf Jahre arbeitete sie als Buchhändlerin und konnte sich somit weiter mit dem umgeben, was ihr am meisten Spaß macht: Sprache und Geschichten. Während dieser Zeit begann sie, in Teilzeit selbstständig als Lektorin zu arbeiten. Seit etwa einem Jahr tut sie das in Vollzeit und kümmert sich am liebsten um Sach- und Fachtexte oder Krimis und Fantasy. Seit etwa sechs Jahren beschäftigt sie die Klimakrise immer mehr und deshalb hofft sie, in ihrer beruflichen Zukunft Text- und Sprachwissen gezielt für das Klima einsetzen zu können.