Perspektivwechsel für die Kultur- und Kreativwirtschaft

Autorin steht vor einem Bild mit dem graphic recording eines Konferenz-Workshops

Foto: privat, Graphic Recording: ©Jens Nordmann

Das Jahresthema 2024 wirft seine Schatten voraus. BücherFrau und 2. Vorsitzende Meiken Endruweit war für uns bei der GreenCulture-Konferenz am 28./29. April 2023 in Bremerhaven. Ein Tagungsbericht.

Die erste von drei „Green Culture Konferenzen“ stand ganz im Zeichen des Klimawandels und der daraus entstehenden Probleme, Möglichkeiten und Handlungsoptionen der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW).

Dass Nachhaltigkeit ein sperriger Begriff ist und Klima ein statistischer, waren die Eckpunkte, um die bedeutende Rolle der KKW bei der Vermittlung des Themas Klimawandel in die Gesellschaft hervorzuheben. Positiv wurde angemerkt, dass die KKW mit ihrem kreativen Potenzial besonders gut darin ist, sowohl ungewöhnliche Lösungen zu entwickeln als auch komplexe Fakten in verständliche Darstellungsformen zu bringen und die Auswirkungen der Klimakrise auf die Menschen in künstlerischer Form aufzugreifen. So kann die KKW dazu beitragen, dass die ökologisch-soziale Transformation der Gesellschaft im Sinne von höherer Lebensqualität für alle gelingt. Besonders hob Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die zur Konferenz geladen hatte, die kreative Kraft von Frauen hervor, die = ebenso wie die anderer benachteiligter Gruppen -  unserer Gesellschaft ziemlich vergeudet werde.

Anlass der Konferenzen ist die Entwicklung der Zentralen Anlaufstelle Green Culture. Hier soll die Expertise gebündelt werden, um die KKW bei der Transformation zu Nachhaltigkeit zu unterstützen. Das Treffen, zu dem Menschen aus der gesamten Bandbreite der KKW kamen (z. B. Konzert-Veranstaltung, Kulturdezernat, Verlagswesen, Tanztheater, Projektbüros), sollte Wünsche erarbeiten, welche Aufgaben und Angebote das Kompetenzzentrum haben soll. In mehreren parallelen Workshops wurden Ideen erarbeitet, wo konkreter Unterstützungsbedarf vorliegt, welches die wichtigsten Themen sind und welche Maßnahmen es bereits gibt.
Als Ergebnis kristallisierten sich einige wiederkehrende Ansatzpunkte heraus. Es braucht

  • eine Sammlung aller kleinteilig bereits bestehenden, aber vielen nicht bekannten, Vorgehensweisen;
  • konkrete Unterstützung bei der Evaluation des CO2-Verbrauchs und möglicher Einsparungsmaßnahmen;
  • kompetente Unterstützung bei der Auswahl und dem Stellen von Förderanträgen;
  • Transparente Strukturen, die schnell reagieren können; und
  • nicht zuletzt Gelder, um die enormen Kosten einer nachhaltigen Umrüstung bestehender Häuser (z. B. Bibliotheken, Theater, Museen) zu finanzieren.

Der Veranstaltungsort Bremerhaven war mit Bedacht gewählt:
Hier steht das einzigartige Klimahaus, in dem in einer Dauerausstellung eine Reise auf dem 8. Längengrad rund um den Globus nachgebaut ist. In einer Erlebnisausstellung geht es durch die Sahara und Kameruns Dschungel bis in die Antarktis inklusive Hitze und Eis – die Wärme der Motoren zur Eisproduktion wird z. B. zum Heizen der Wüstenräume genutzt und die Ausstellung ist klimaneutral.
Das Alfred-Wegener-Institut ist ebenfalls in Bremerhaven mit Prof. Antje Boethius an seiner Spitze, die neben der wissenschaftlichen Erforschung von Tiefsee und Antarktis auch gern in den Kreativbereich wechselt, um ihre Forschung einem breiten Publikum zu vermitteln. Sie betonte in ihrem Impulsvortrag, dass die objektive Wissenschaft einer Übersetzung bedarf, um Emotionen auszulösen und dann zu einem anderen Handeln zu führen.
Bremerhaven hat noch einen weiteren sehenswerten Ort: das Auswandererhaus mit einer interaktiven Ausstellung zu den mehr als 7 Millionen Menschen, die von hier in die Welt aufgebrochen sind. Zugleich wird die Einwanderung von Menschen nach Deutschland thematisiert, ein Thema, das in Folge des Klimawandels stärkere Bedeutung erfährt.

Fazit: Die Konferenz hat deutlich gemacht, wie vielfältig die KKW ist und wie viele unterschiedliche Bedarfe es gibt. Doch ebenso zeigte sich, dass eine Vernetzung fruchtbar ist, um sich über Best-Practices auszutauschen, gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln und auch zusammen Forderungen zu formulieren.
Unser Jahresthema für 2024 „Unsere Branche neu denken: Nachhaltige Entwicklung braucht Feminismus!“ bietet uns BücherFrauen die Chance, den Begriff Nachhaltigkeit mit den Themen zu füllen, die uns bewegen, und Kooperationen zu stärken, die unsere Ziele unterstützen.