Wer ist die Autorin?
Sharon Dodua Otoo ist Schriftstellerin, politische Aktivistin und Herausgeberin der englischsprachigen Buchreihe „Witnessed“ in der edition assemblage. Sie schreibt auf Englisch (herausragend: „die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle“, Ü: Mirjam Nuenning) und auf Deutsch. Für „Herr Gröttrup setzt sich hin“ erhielt sie 2016 den Ingeborg-Bachmann-Preis. In ihrer viel beachteten Eröffnungsrede zum Bachmann-Preis 2020 „Dürfen Schwarze Menschen Blumen malen?“ diskutierte sie die Bedingungen schriftstellerischen Arbeitens für Schwarze Frauen in der deutschsprachigen Literaturlandschaft. „Adas Raum“ ist ihr erster Roman und wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt.
Als Aktivistin ist Sharon Dodua Otoo unter anderem verbunden mit dem Schwarzen queerfeministischen Verein ADEFRA e.V. 2022 kuratierte sie in Zusammenarbeit mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen das Schwarze Literaturfestival „Resonanzen“.
Sharon Dodua Otoo wurde 1972 in London geboren. Sie hat vier Kinder und lebt in Berlin.
Worum geht es?
Die Protagonistin Ada ist eine Frau und viele Frauen und alle Frauen. Ihre Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte und die verschiedensten Lebenswelten: 1459 erlebt Ada die Ankunft der Portugiesen an der Goldküste des Landes, das einmal Ghana werden wird. 1848 wird sie in London zur Computer-Pionierin, 1945 zur Deportierten im KZ und 2019 sucht sie als junge Frau eine Wohnung für sich und ihr Kind in Berlin. In einem Ausstellungskatalog fällt ihr Blick auf ein goldenes Armband, das verbindende Element, sie durch die Zeiten und Wandlungen begleitet hat. „Adas Raum“ verwebt die Lebensgeschichte vieler Frauen zu einer Reise durch die Jahrhunderte und die Kontinente. Sie erlebt das Elend, aber auch das Glück, Frau zu sein, sie ist Opfer, leistet Widerstand und kämpft für ihre Unabhängigkeit.
Warum haben wir uns für dieses Buch entschieden?
„Adas Raum“ hat uns inhaltlich und literarisch fasziniert und überzeugt. Mit viel Mut, unbändiger Lust am Erzählen, und großer Neugier, Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen, zeichnet Sharon Dodua Otoo ein überraschendes Bild davon, was es bedeutet, Frau zu sein. Mehr noch: Sie greift aktuelle Diskurse über Vergangenheitsaufarbeitung, Kolonialismus und Rassismus auf, ohne dass die Politik je den Roman dominieren würde. Meisterinnenlich setzt sie hier ihr Markeneichen ein: Sprechende, geschichtslose Gegenstände, ein Reisigbesen etwa, ein Türklopfer, ein Zimmer oder ein Lufthauch strukturieren den Erzählfluss und öffnen völlig neue Perspektiven
Fesselnd, feinsinnig, bewegend, erschütternd, begeisternd und literarisch absolut gelungen ist der Roman großes Empowerment für Schwarze Frauen und für alle Frauen.