Es ist eine spannende Zeitreise von einer katholischen Familie im Ruhrgebiet über ein Studium in Marburg in die Lebendigkeit der Hauptstadt: Ahima Beerlage beschreibt ihr bewegtes Leben auf lebendige Weise und lässt uns dabei teilhaben an den unterschiedlichen Facetten der Frauen- und Lesbenbewegung, in der sie seit den 1980er Jahren aktiv war und ist. Aber auch auf ihre Zusammenarbeit mit Schwulen vor der Queerisierung eines Teils der Bewegung geht sie ausführlich ein. So war sie u. a. beim Privatsender Radio 100 in Berlin Moderatorin der ersten schwul-lesbischen Sendung „Eldoradio“ und hat die „Queer Partys“ im SO36 mit organisiert. Sie thematisiert auch ihre Arbeit als Storylinerin bei einer täglichen Soap, ihr Engagement als Rezensentin (u. a. macht sie Teil des Podiums der „Lesbischen Auslese“ aus, bei der Bücher besprochen werden) sowie ihr frühzeitige Berentung in Folge ihrer Behinderung (sie ist gehbehindert und schmerzkrank).
Ihr Lesbisch-sein steht dabei immer Mittelpunkt, es bedeutet für sie „emotionale, politische und identitätsstiftende Heimat“ und ist „immer subversiv, liebevoll parteilich für Frauen und im Feminismus verwurzelt“. Aber sie macht auch deutlich, dass Identität nicht auf einen einzelnen Faktor begrenzt werden kann, sondern sich immer aus individuellen Aspekten zusammensetzt. Und genau darin liegt die Stärke dieses Buches: Die Autorin bezieht klar Stellung und geht dabei ausführlich auf die aktuellen Diskussionen ein.
„Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte" ist die sehr offen erzählte und sehr reflektierte Geschichte eines turbulenten Lebens. Eine dringende Leseempfehlung für alle, die sich für die Geschichte der Frauen- und Lesbenbewegung interessieren, für alle biografisch Interessierten sowieso und für alle Jüngeren, um zu erfahren, wie es „früher“ war.
Ahima Beerlage: Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte.
Krug & Schadenberg, Berlin, 2018,
Paperback, 151 Seiten,
ISBN 978-3-95917-015-4, 14,90 Euro