Frauenstimmen sind in der Literatur unterrepräsentiert, umso mehr jene aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt. Seit dreißig Jahren wird der LiBeraturpreis an Autorinnen vergeben, die aus eben diesen Regionen kommen und so für den deutschen Buchmarkt entdeckt werden. Zu diesem Jubiläum haben Anita Djafari, die Geschäftsführerin, und Juergen Boos, der Vorsitzende des Vereins Litprom, eine sorgfältige Auswahl von Texten jener Autorinnen, die sie besonders begeistert lesen, für diese Anthologie zusammengestellt.
Herausgekommen ist eine gelungene Sammlung, deren einziger roter Faden ist, dass es sich um Autorinnen handelt: Die Themen variieren (z.B. Demenz, Liebschaften, Erinnerungen an die Kindheit) ebenso wie die Orte (z.B. Karibik, USA, Korea) und die Lebensgeschichten der Figuren (z.B. Emigration, Schwangerschaftsdepression, innerer Rückzug). Es ist, als ob Djafari und Boos zu einem Salonabend geladen hätten und jede Autorin würde nun in ihrer Sprache ihren Text präsentieren. So ergibt sich ein vielstimmiges Gesamtbild, das neugierig macht auf weitere Geschichten dieser Erzählerinnen.
Das Vergnügen beim Lesen, die sprachliche Schärfe und die daraus entstehenden unterschiedlichen Texturen der 29 Kurzgeschichten sind manchmal überraschend, in jedem Fall bemerkenswert. Zu Recht werden die hervorragenden Übersetzerinnen und Übersetzer in der Anthologie neben den Autorinnen in Kurzbiographien vorgestellt. Die Förderung von literarischen Übersetzungen ist auch ein weiterer Arbeitsbereich des Vereins Litprom, der hier gleichsam ein Aushängeschild seiner Anliegen und Arbeit vorlegt.
Autorinnen aus vier Kontinenten. Vollmond hinter fahlgelben Wolken.
Hg. von Anita Djafari und Juergen Boos.
Zürich: Unionsverlag 2018, 352 Seiten
ISBN 978-3-293-20800-1: 14,95 €