Falkanaz, Lohaus, Weidhofer: „Zu anders für die Macht?“
Frauen in der Politik
Der Titel des Buches “Zu anders für die Macht?” lässt mich etwas ratlos zurück: Sollen wir denken: Ja, klar! Oder gleich widersprechen: Nein, natürlich nicht! Soll hier Andersartigkeit nachgezeichnet werden oder darauf verwiesen werden, dass Frauen so anders doch gar nicht sind? Anders als wer? Die Beiträge zeigen dann, dass es nicht um Andersartigkeit geht, sondern um Vielfalt.
Die Herausgeberinnen Tannaz Falaknaz, Stefanie Lohaus und Cécile Weidhofer engagieren sich für Diversität in allen ihren Formen und beleuchten in diesem Band die unterschiedlichen Wege, Herausforderungen, Erfolge und Erfahrungen von Frauen, die sich politisch betätigen. Herausgekommen ist eine Sammlung mit vielen Facetten, die sich zum Teil überschneiden, ergänzen oder spiegeln, aber immer eins deutlich machen: Unser Land ist vielfältig und diese Vielfalt sollte auch in der Politik widergespiegelt sein. Diese Vielfalt muss in der Politik widergespiegelt sein, wenn wir unsere Demokratie ernst meinen und leben wollen. Denn: „Die Ungleichheit ist nicht nur ein historisches Relikt, sondern eine anhaltende Realität, die unsere demokratischen Grundwerte infrage stellt.“ (Sheyda Weinrich, S. 29) Die Frauen, die im Buch erzählen oder interviewt werden, kommen aus unterschiedlichen Parteien und Strömungen und doch gibt es immer wieder ähnliche Erfahrungen.
Die 19 aktiven Frauen erzählen davon …
… wie sie arbeiten: „… durch die anstehenden Landtagswahlen, die Kommunalwahlen und die jüngsten Angriffe gegen Politiker*innen [ist] natürlich sehr viel los. Es ist sehr kräftezehrend. Das merkt man aber gar nicht so sehr, weil der Druck, den man hat, relativ konstant ist.“
(Paula Piechotta, S. 74)
„Diese Jahre … waren wirklich herausfordernd. Ich habe gesehen, was solche Situationen von einem verlangen – auch körperlich, weil der Schlaf in solchen Zeiten oft zu kurz kam.“
(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, S. 45)
…. was sie erleben: „Von Frau zu Frau sage ich heute ehrlich, wie ich die Politik erlebe: Niemand wartet dort auf uns, aber alle brauchen uns.“
(Karoline Preisler, S. 101)
„Für mich war es der einschneidende Moment, als ich Bundessprecherin wurde und dann nicht nur mit Onlinedrohungen zu kämpfen hatte, sondern mit direkten Gewaltandrohungen.“
(Sarah-Lee Heinrich, S. 130)
… warum sie politisch aktiv sind: „Für mich bedeutet Demokratie, dass in der Welt, in der wir leben, alle ihren Platz finden, sich selbst entfalten können und niemand weniger wert ist als die nächste Person. Und dass wir für eine Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur kämpfen, in der wir alle zusammen ein gutes Leben führen können, mit all unseren Unterschiedlichkeiten und Eigenheiten, denn diese machen die Welt so spannend und interessant.“
(Eileen O Sullivan, S. 210)
„Es ist Aufgabe der Politik, diese sicheren Räume für Dialog und Teilhabe zu kreieren, in denen alle Menschen die Chance haben, mitzumachen.“
(Doreen Denstädt, S. 194)
Frauen in die Politik
Den Herausgeberinnen und Politiker*innen gelingt es trotz all der Widerstände, Rückschläge und den Bedrohungen der Demokratie, ein positives Bild zu zeichnen. Sie zeigen, was schon erreicht wurde und wo Dinge in Bewegung kommen. So ist ein Buch entstanden, das Menschen, aber insbesondere Frauen inspirieren kann, selbst den Schritt zu wagen und nicht mehr nur Gesetzen zu folgen, die „da oben“ gemacht werden, sondern aktiv in die Politik zu gehen und ihre Stimme für eine bessere und gleichberechtigte Zukunft einzubringen. Obwohl oder auch wegen der aktuellen Lage und der immer stärker werdenden Politikverdrossenheit.
„Eine kluge Verfassung allein… schafft noch keine starke Demokratie… Es braucht die Bürgerinnen und Bürger, die eine Verfassung mit Leben füllen und somit die Demokratie tragen.“
(Bärbel Bas, S. 188)
Mehrere der Politikerinnen sprechen direkt an, dass es starker – auch überparteilicher – Netzwerke bedarf, um wichtige und dringend notwendige Veränderungen voranzubringen.
Dieses Buch ist ein Weihnachtsgeschenktipp für die Frau – ob jung, ob alt –, die ihr als Politikerin sehen würdet, die sich aber nicht so recht entschließen kann, eine zu werden. Und in die Weihnachtskarte dazu schreibt ihr: Ich unterstütze dich dabei!
Tannaz Falaknaz, Stefanie Lohaus, Cécile Weidhofer (Hrsg.)
Zu anders für die Macht? Wie mutige Frauen für Gleichberechtigung in der Politik kämpfen
Freiburg i.Br.: Herder 2025
Klappenbroschur, 240 Seiten
ISBN: 978-3-451-39136-1
22,00 €
eBook, 224 Seiten
ISBN: 978-3-451-83404-2
15,99 €
Eine Empfehlung von Meiken Endruweit
Meiken Endruweit arbeitet als Design Thinking Coach (hpi) zum Thema
Diversität in Organisationen und bietet Workshops zu Kreativität,
kollaborativem Arbeiten in Teams und Führung an.
Foto: privat
Transparenzhinweis: Die Empfehlung erfolgt aus Eigeninteresse und nicht aus wirtschaftlichen Gründen.
