Steve Tasane: Junge ohne Namen (Jugendroman)

Der Junge ohne Namen hat weder Familie noch Papiere. Das Einzige, was er hat, ist ein Buchstabe, I.

Auf das Buch bin ich zunächst durch seine Ausstattung aufmerksam geworden. Es kommt schlicht daher: Als Steifbroschur, im Prinzip ein Buch ohne festen Buchrücken. Stattdessen wird ein Gewebeband verwendet, dass die grauen Deckelpappen mit dem Innenteil des Buches verbindet.

Diese Schlichtheit ist eine Weiterführung des Inhalts, eine kindliche Geschichte ohne viel Schnickschnack. Das wird schon daran deutlich, dass die Geschichte gleich auf dem Cover beginnt und bereits auf Seite 2 fortgeführt wird. Es gibt keinen Platz für Überflüssiges, es muss alles verwendet werden.

Der Junge ohne Namen hat weder Familie noch Papiere. Das Einzige, was er hat, ist ein Buchstabe, I. So wird er dort, wo er lebt, genannt: In einem Lager für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge. Mit seinen Freunden L, E, und V erfinden sie Spiele, finden Beeren, lesen Brotkrumen aus dem Schlamm auf und wühlen im Müll, passen aufeinander auf und stehen füreinander ein.

Und sie hoffen auf ein neues „Leben“.

Eines Tages kommt der dreijährige O ins Lager, er kann nicht sprechen, aber er ist fröhlich und zutraulich und schließt sich der kleinen Gruppe an. Doch dann rollen die Bulldozer durch das Lager ...

 

Steve Tasane wurde in Leeds, England, geboren und einem breiteren Publikum zunächst durch seine Slam-Poetry bekannt. »Junge ohne Namen« ist sein erstes Jugendbuch, das der Sohn eines Flüchtlings vor allem aus seiner Erfahrung einer zerrütteten Kindheit heraus schrieb. Das damalige Gefühl des Ausgeschlossenseins teilt er mit seinem Protagonisten.

Steve Tasane: Junge ohne Namen
Frankfurt/Main: Fischer Verlage, 2019
Steifbroschur mit Goldlackveredelung, 144 Seiten
ISBN: 978-3-7373-5643-5; 16,00 Euro

Eine Empfehlung von Sandra Bennua.

Sandra Bennua ist freiberufliche Herstellerin.