Schatzkiste #12 – Jahresthema 2024

Nach einem Jahr voller anregender Gespräche, Treffen, Ideen, Diskussionen, Miro-Boards, E-Mails und vor allem nach einem Jahr mit elf prall gefüllten Schatzkisten sind wir und damit auch die Gruppe um das Jahresthema tatsächlich am Jahresende angelangt. Weißwein mit dem Fischgang, James, und skål, Admiral von Schneider! 

Heute schließen wir die letzte Truhe auf, die als kleiner Rück- und Vorausblick dienen soll:

Zunächst möchten wir euch einen kurzen Überblick über das Jahresthema 2024 geben, wie es auf der Jahrestagung besprochen wurde. Am 9. November 2024 fanden wir uns am Samstagmorgen in fröhlicher Runde zusammen. Nach einer herzlichen Begrüßung durch das sensationelle Team dieser Jahrestagung starteten wir direkt in unsere Session „Zeit zum Leuchten“. Innerhalb von eineinhalb Stunden führten Meiken und Mona durch das Jahresthema und gewährten einige Blicke hinter die Kulissen. Als Lockerungsübung fragten wir nach den persönlichen nachhaltigen Überlegungen und Handlungen der Teilnehmenden. Es zeigte sich, dass Nachhaltigkeit von den meisten immer noch ausschließlich mit Umweltschutz oder ökologischer Nachhaltigkeit gleichgesetzt wird. Die anderen Dimensionen – ökonomische und soziale Nachhaltigkeit – kommen nicht automatisch in den Sinn. Die Hashtags zur Frage „Wie würdest du dich im Hinblick auf Nachhaltigkeit bezeichnen?“ Alles in allem zeigte sich: Wir sind auf dem Weg, aber es könnte noch viel mehr in Richtung ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit passieren.

Grundlage des Jahresthemas bildeten die 17 SDGs, die wir noch einmal vorstellten. Wir zeigten, wie wir diese bei den BücherFrauen widerspiegeln und integrieren können. Vorschläge und Ideen dazu wurden im Laufe des Jahres in den elf (mit dieser inzwischen zwölf) Schatzkisten geliefert. 

Dann kamen wir zum Kern der Sache: Das Ziel der Jahresthema-Gruppe war es, Lösungsansätze zu erarbeiten, die in Nachhaltigkeitsforderungen für die Buchbranche, aber auch für die BücherFrauen münden sollten. Kristina, Meiken und Alison hatten sich zuvor bereits zusammengefunden und in einem wertschöpfenden Austausch eben diese Forderungen zusammengetragen, die Kristina schließlich auf Papier brachte. Meiken konnte nun in unserer Session diese Forderungen live den BücherFrauen präsentieren.

Um in der recht kurzen Zeit zumindest ein wenig auf Tuchfühlung mit unseren Forderungen zu gehen, gab es Break-out-Rooms, in denen sich die BücherFrauen über diese Forderungen austauschen konnten. Dabei hielten wir es allgemein und wollten Eindrücke, Ideen und Kommentare sammeln, die bei einer Auseinandersetzung mit den Forderungen (in gekürzter Form) entstanden. (Die Langversion der Forderungen lag den Gruppen nur kurzfristig vor, sodass sich einige Punkte ggf. von selbst erledigen.) Folgendes konnten wir zusammentragen:

Wir fordern: Die Buchbranche soll entschieden ins Handeln kommen

Eine Gruppe merkte an, dass diese Forderung für sie zu vage war. Sie fragte: „Wie soll das Handeln aussehen? Da den Konsens zu finden, ist ja das, was blockiert und deshalb nichts ins Handeln kommt.“ Sie forderte konkrete Punkte, wie dieses Handeln aussehen soll. 

Eine weitere Gruppe merkte an, dass der Umgang mit künstlicher Intelligenz in diesem Zusammenhang ebenfalls sehr wichtig ist. 

Außerdem wurde festgehalten, dass Bücher nicht mehr in Plastik eingeschweißt sein und in Europa gedruckt werden sollten. 

Die Gruppen meldeten sich auch zur Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit: Für sie hat dies eine wirtschaftliche und politische Dimension, geht damit weit über die Buchbranche hinaus und ist grundlegend für unsere Zukunft.

Wir fordern: Die Buchbranche ist prädestiniert, Narrative zu schaffen und zu verbreiten – das sollte sie nutzen! 

  • Das Narrativ vom nachhaltigen Wandel

Hier wurde nach der Definition des Begriffs ‚Narrativ‘ gefragt. Wie ihr gesehen habt, wurde das in der Schatzkiste #11 bereits angepasst und zu ‚Erzählungen‘ geändert, um das Zentrum der Buchbranche – Bücher sind voller Erzählungen und Geschichten – hervorzuheben.

  • Das Narrativ vom Einbeziehen aller beteiligten Gruppen in Wandlungsprozesse

Zu diesem Unterpunkt wurde angemerkt, dass der Meinungsaustausch schnell ins Persönliche rutscht. Es muss beantwortet werden, wie wir wieder zu einem sachlichen Meinungsaustausch kommen. Außerdem wurde betont, dass Offenheit gelebt werden muss: Es muss erlaubt sein, keine Meinung haben zu dürfen und dafür erst einmal Fragen zu stellen, da Letzteres ein enorm wichtiger Prozess in der Meinungsbildung ist. Auch das aktive Zuhören wurde als wichtiges Element einer Diskussion genannt. Ebenso wurden Trainings zum konstruktiven Austausch vorgeschlagen (dazu hatten wir auf der Jahrestagung einen wunderbaren Workshop mit Marlen Nebelung zur „fröhlichen Dissonanz“), und es wurde angemerkt, dass Konsens ein gutes Ziel und kein Minimalziel ist.

  • Das Narrativ von einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft

Zu diesem Unterpunkt kam der Vorschlag, dass Kontakt mit Frau Karin Schmidt-Friderichs (Börsenverein) aufgenommen werden sollte.

Wir fordern: Der Staat muss (Buch-)Kultur als Grundlage demokratischen Zusammenlebens (noch) stärker fördern

Hier wurde unsere Verbindung zum Frauenrat über unsere BücherFrau des Jahres, Yvonne de Andres, hervorgehoben, um politisch etwas zu erreichen. Außerdem wurde festgehalten, dass die Förderung des unabhängigen Buchhandels und der unabhängigen Verlage ein wichtiger Baustein für die Vielfalt in der Gesellschaft zur Stärkung des demokratischen Zusammenlebens ist. Denn diese befähigen zur Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs und tragen maßgeblich zur Bildung bei.

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Nach der Jahrestagung fanden sich Meiken, Kristina und Mona noch einmal zu einem Review zusammen. Wir wollten für uns, aber auch für das Team des Jahresthemas 2025 anschauen, was für das Team des Jahresthemas gut gelaufen war, was verbessert werden könnte, welche Fragen es noch gab und ob es neue Ideen gab. Hier folgen die Ergebnisse unseres Treffens:

  • Die Schatzkisten haben einen Rahmen für die Veröffentlichungen des Jahresthemas gegeben und dienen zugleich der Dokumentation der Aktivitäten. Sie boten die Möglichkeit, weiterführende Gedanken zu dem großen Thema zusammenzufassen und sowohl unter den BücherFrauen als auch nach außen sichtbar zu machen. Hier hätten wir eine engere Zusammenarbeit mit den SoMe-Frauen anstreben sollen.
  • Neben den monatlichen Treffen hatten wir zum Salon „Vom Sofa aus die Welt retten“ eingeladen, aber es interessierten sich immer nur eine Handvoll Frauen für das Thema. Es wäre schön, wenn Jahresthemen eine breitere Unterstützung („Fans“) im Verein hätten – einmalige Aktionen, Rückmeldungen oder Ideen sind ebenso willkommen wie die kontinuierliche Arbeit in einer Jahresthema-AG.
  •  Besonders stolz sind wir, dass wir die Forderungen formuliert haben. Durch die Vorstellung auf der Jahrestagung, in der Schatzkiste #11 und durch die Bestätigung durch den Vorstand werden sie jetzt als BücherFrauen-Forderungen kommuniziert.

Wie ihr seht, ist das Thema der Nachhaltigkeit sicherlich nicht abgeschlossen, und wir arbeiten daran, dass es bei den BücherFrauen verankert bleibt. Erste Maßnahmen sind die Veröffentlichung der Forderungen als Pressemeldung zum Ende des Jahres. Der Vorstand hat sich hinter die Forderungen gestellt und vertritt diese auch nach außen. Außerdem wird daran gearbeitet, die SDGs, die den BücherFrauen entsprechen, auf die Homepage zu setzen (siehe auch Schatzkiste #9). Es gibt Überlegungen, als Verein Mitglied im Börsenverein zu werden: Dann könnten wir auch der IG Nachhaltigkeit beitreten und dort unsere feministischen Nachhaltigkeitsforderungen besser vertreten und sichtbar machen.

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Bevor wir euch schließlich in das wohlverdiente Jahresende entlassen, möchten wir euch abschließend an das neue Jahresthema 2025 erinnern. Es lautet: „Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“. Mit jedem Tag gewinnt dieses Thema (leider) an Relevanz und nächstes Jahr werden sich die BücherFrauen damit aktiv auseinandersetzen. Natürlich braucht auch dieses Thema eine Gruppe von Engagierten, die sich mit dem Thema befassen, es in den Verein und nach außen tragen und damit wichtige Impulse geben. Wer Lust hat, sich zu engagieren, auch wenn es für einen beschränkten Zeitraum ist, kann sich an Marianne Eppelt (1.Vorsitzende@buecherfrauen.de) wenden, die das erste Treffen am 4. Februar 2025 um 16 Uhr im BücherFrauen-Zoom-Raum organisiert.

An dieser Stelle möchten wir uns als Gruppe des Jahresthemas 2024 verabschieden und bei euch fürs Zuhören, Mitdenken, Mitlesen, Anmerken und Nachfragen bedanken und freuen uns auf das nächste engagierte BücherFrauen-Jahr.

Mischa Bach, Meiken Endruweit, Jara Fischer, Mona Jakob, Kristina Poncin, Hanna Schmandin, Sandra van Lente und Stefanie Weiß

Diese Schatzkiste wurde von Mona geschrieben. Vielen Dank an Meiken für kritisches Gegenlesen und wichtige Ergänzungen und an Kristina für aufmerksames Drüberschauen.