Bei den BücherFrauen kann jedes Mitglied Vorschläge für ein Jahresthema einreichen. In basisdemokratischem Verfahren diskutieren dann alle Regionalgruppen mögliche Themen und der Erweiterte Vorstand wählt im Frühjahr ein Jahresthema für das Folgejahr. Im Mai 2024 fiel die Entscheidung für das Thema „Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“.
Warum dieses Thema?
Rechte, rassistische und reaktionäre Positionen werden immer lauter und selbstverständlicher in der Öffentlichkeit geäußert. Weshalb es notwendiger denn je ist, unsere eigene Haltung zum Ausdruck zu bringen und uns entschieden für eine Gesellschaft einzusetzen, in der alle Menschen, unabhängig ihres Alters, Geschlechts oder des sozioökonomischen Status, ihrer Behinderung, Bildung, Genderidentität, Hautfarbe, Herkunft oder Religion gleichbererechtigt sind. Spätestens seit dem Erstarken rechter Parteien und dem Vertreten rechter Positionen auch durch Parteien der sogenannten Mitte gibt es viele Themen und Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, wie Ausländerfeindlichkeit, Chauvinismus, Rassismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit, Antisemitismus, Ethnozentrismus.
Rechtsextremismus und Populismus wenden sich aber auch entschieden gegen feministische Errungenschaften und Forderungen sowie gegen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Sie sprechen von „Gender-Wahn“ und stören sich daran, wenn stereotype Geschlechterrollen hinterfragt werden, vertreten stark traditionelle und hierarchische Geschlechtermodelle, behaupten gar, dass Gleichstellung zur Benachteiligung von Männern führe.
Antifeminismus und Anti-Gender treiben einen Keil in unsere Gesellschaft. So verschieden die inhaltlichen Positionen auch sein mögen im rechten oder streng christlichen Spektrum, aber auch bei so manchen Konservativen, Liberalen und Linken: Gegen Feminismus oder Gender können sie offenbar eine gemeinsame Basis finden. So sind mittlerweile antifeministische Haltungen überall präsent: in den Parlamenten, Talkshows, sozialen Medien, auf der Straße und im eigenen beruflichen und privaten Umfeld. Und so gelangt der Feminismus als Feindbild mehr und mehr aus der extremistischen Ecke in unseren Alltag. Damit einhergehende Benachteiligungen kennen viele von uns aus eigener Erfahrung: niedrige Honorare, Gender-Pay-Gap und viele andere Gender-Gaps, begrenzte Anerkennung oder familienunfreundliche Arbeitszeiten, schlechte Vereinbarkeit von Care- und Erwerbsarbeit, aber auch Sexismus und Menschenfeindlichkeit in Äußerungen, Handlungen und Haltungen.
Während Diskussionen um das Thema Rechts(ruck) stark geprägt sind von den ideologischen Ansichten zu Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus, spielen Antifeminismus und Abkehr von Gleichstellung (obwohl sie längst nicht erreicht ist) nur selten eine Rolle. Hier wollen wir BücherFrauen uns positionieren und solidarisch einsetzen, Haltung zeigen. Denn auch Angriffe auf Emanzipation und Gleichstellung sind demokratiegefährdend.
Was können und wollen wir tun? Erste Ideen von A bis Z
A wie
- agieren
- an Demonstrationen und Kundgebungen teilnehmen
- auf der Jahrestagung im November berichten
B wie
- Bücher und Texte zum Jahresthema rezensieren
- Bücher und Texte zum Jahresthema verfassen und veröffentlichen
D wie
- die Vielfalt in unserer Branche sichtbar machen und fördern
- Diskussionen nicht „nur“ anderen überlassen, sondern selbst aktiv werden, uns einmischen und positionieren
E wie
- eigene Denkmuster und Verhaltensweisen reflektieren und kritisch hinterfragen
F wie
- feministische Errungenschaften und Forderungen verteidigen, vermitteln und weiter voranbringen
- fortbilden, z. B. in Vorträgen, Workshops, Seminaren der BücherFrauen-Akademie
H wie
- Haltung zeigen
I wie
- informieren, z. B. in ca. monatlichen „Ruckzuck gegen Rechtsruck“-Mails
K wie
- Klarheit gewinnen: Wo endet die Meinungsfreiheit, wo beginnt (frauenfeindliche, aufgrund des gewählten Geschlechts, rechte) Hetze?
- Klarheit zeigen: Hier endet die Meinungsfreiheit, hier beginnt Hetze!
- kooperieren: in Regionalgruppen, im Verein, außerhalb des Vereins
L wie
- Lesungen zum Thema organisieren und besuchen
M wie
- Multiplikatorinnen unterstützen, die sich mit Diskriminierungen und Anfeindungen auseinandersetzen
O wie
- öffentlichkeitswirksame Maßnahmen für die Auswirkungen von Rechtsextremismus und Antifeminismus auf uns BücherFrauen, aber auch allgemein Frauen, Schwächere und Minderheiten entwickeln
P wie
- Podcasts zum Jahresthema produzieren
R wie
- rechten und anti-(queer-)feministischen Äußerungen oder Diskriminierungen allgemein klar und aktiv begegnen – wo auch immer sie uns begegnen
S wie
- sichtbar sein und trotz Widrigkeiten sichtbar bleiben
U wie
- über Strategien sprechen und uns gegenseitig stärken
V wie
- vernetzen
W wie
- Wissen aneignen und teilen
Z wie
- zum Jahresthema treffen: in den Regionalgruppen, überregional
- zusammenhalten
Das alphabetische Anordnen soll zum einen das breite Spektrum unserer Möglichkeiten zeigen. Zum anderen soll es ausdrücken, dass jeder Beitrag wichtig und willkommen ist. Denn:
Alles zusammen kann etwas Großes werden,
alle zusammen können wir viel bewirken!
[Alle Links: Zugriff am 21.02.2025; Abbildung © GDJ | Pixabay